Das hier ist der Rundbrief zu dem Festival. Die Bilder sind leider nicht drin, kriegs nicht hin, die einzufügen; und dauert mir zu lang das heraus zu finden, wie das funktioniert. Man findet die Bilder ansonsten bei mir aufm Profil, im Ordner "Festivalevangelisation". Oder hier: [link]youthweb.net/galleries/38011[/link]
Liebe Freunde, liebe Interessierte,
vom 25. bis zum 27. März fand das erste Festival statt, auf dem wir evangelisiert haben. In Neustadt an der
Orla, in Thüringen (?), gab es drei Tage Metal auf dem „Raging Death Date“. Es war ein kleines und
überschaubares Festival mit 250 Leuten auf einem alten Fabrikgelände. Die Location war sehr kaputt von
der Atmosphäre, am Eingang prangte ein großes, aufgesprühtes „No Hope“, fast so präzise platziert, um
uns zu sagen, dass wir hier als Christen
genau richtig sind.
Das Bild hier zeigt von unserem Zelt aus
gesehen, wie der ganze Bereich aussieht.
Das Bild wurde Samstag morgens geschossen,
also recht früh. Es waren noch
längst nicht alle Menschen eingetroffen.
Normalerweise starten solche Festivals
freitags, hier wurde aber der Ostermontag
noch mitgezählt; man konnte also freitags
anreisen, der offizielle Start war Samstagnachmittag.
Auf der rechten Seite kann man die Konzerthalle
sehen; das am Eingang stehende
Auto ist von einer Band, die gerade dabei
ist, ihren Auftritt vorzubereiten.
In der Mitte stehen Festivalbesucher, die
am Eingang auf den Einlass warten.
Vorab haben wir uns zur Vorbereitung angesehen,
welche Bands auf dem Festival auftreten werden. Man konnte schon an den Namen und der
Musik ablesen, dass heftige Bands anwesend sein werden und ebenso dann ihre Fans.
Dazu muss ich kurz ausholen:
Metal ist nicht gleich Metal! Es gibt unzählige,
bestimmt an die 100, verschiedene Metalrichtungen,
sogenannte Subgenres. Sie
unterscheiden sich in den benutzten Instrumenten,
den verwendeten Spielarten, den
Gesangstechniken, den Bühnenoutfits und
schließlich auch den textlichen Inhalten. Das
kann dann von sanften Balladen, über eine
Mischung aus erkennbaren Melodien und
Geschrei, zu Metalsound der nur noch Ähnlichkeit
mit einem Hubschrauber oder einer
laufenden Kreissäge hat :)
Lange Rede, kurzer Sinn:
Wir haben uns ausgerechnet ein Festival
ausgesucht, dass diesen Kreissägesound favorisiert.
Das bedeutet, um es fassbar zu
machen, von morgens bis spät in die Nacht
von überall her Gekreische und Gitarrensound, der auf die tiefe E-Saite reduziert ist. Es ist meist nicht sehr
anstrengend, was man auf einem Festival tut, aber dieses ständige Rauschen im Hintergrund, sich dabei
auf Gespräche konzentrieren müssen und der wenige Schlaf; das macht einen Einsatz auf einem Metalfestival
sehr anstrengend.
Normalerweise hat man auf Festivals unterschiedliche Typen, was die Musik angeht, versammelt. Jedoch
war es hier genau andersrum der Fall. Typische Kleidung waren lange Haare, Röhrenjeans oder Lederhose,
eine bestickte Jeanskutte und Cowboy- oder Springerstiefel. Darauf waren wir nicht vorbereitet. Eigentlich
versuche ich immer den Christen, die mitkommen, klar zu machen, dass es wichtig ist, sich äußerlich
anzupassen. Schwarze Kleidung reicht in den meisten Fällen. Aber ausgerechnet dort war auch ich nicht
passend gekleidet und man sah es an den Blicken, wir stachen aus der Masse heraus.
Laut Navi sollten wir in 4 ½ Stunden in Neustadt ankommen; nach etwa fünf Staus und ungefähr 2 ½ Stunden
Wartezeit, kamen wir doch nach sieben Stunden endlich an. Es regnete und wurde schnell dunkel,
beste Voraussetzungen um Zelte und Pavillons aufzubauen. Wir hatten unter all den Düsterlingen doch nette
Nachbarn aus Bayern. Es war sehr amüsant, denn mit steigendem Alkoholgehalt unserer Nachbarn wurde
das Verstehen der Bayern immer schwieriger.
Auf unserem Camp haben wir
2 Pavillons aufgebaut und
dazu Feldbetten im Rechteck
angeordnet. Auf dem Bild
sieht man den Tisch, auf dem
ich durchgehend gekocht
habe. Der erste Abend war
noch recht locker, wir hatten
wenig Besuch; hauptsächlich
hielten sich die näheren Zeltnachbarn
bei uns auf, weil wir
alles zur Verfügung gestellt
haben. Die Nacht war sehr
kalt, wir hatten zum Glück
jede Menge Decken dabei, die
wir verteilen konnten.
Auch in den ersten Gesprächen
stellte sich heraus, was
wir befürchtet haben: Wir sind
auf einem Metalfestival voller
Fanatiker gelandet.
Wir haben Anne und Markus* kennen gelernt, die sich als sehr nett heraus gestellt haben.
Die beiden klärten uns ein wenig über die Bräuche auf dem Festival auf und warnten davor, sich mit
den falschen Menschen zu unterhalten, da hier in den letzten Jahren oft Gewalt vorherrschte. Das passte
auch zu den Bands und den Aufnähern auf den Kutten, daran kann man mit großer Sicherheit sagen, was
Jemand für Metal hört und dementsprechend welche Meinungen vertritt. Es wäre zu einfach zu sagen,
dass alle Menschen dort überzeugte Satanisten waren. Aber ich muss zugeben, dass es schon sehr nah
dran kommen würde; einigte bezeichneten sich als Satanisten, einige waren einfach nur sehr gegen den
Glauben an Jesus und die Bibel.
Anne erzählte, dass bei den Konzerten
ähnlich wie bei einem Fightclub,
die Menge einen Kreis bildet und in
der Mitte sich zwei prügeln. Der Verlierer
hat zu gehen und der Gewinner
startet den nächsten Kampf. Das mag
zwar einigen Außenstehenden unwahrscheinlich
vorkommen, aber eigentlich
ist Gewalt in der Metalszene
nicht üblich. Wir sind ausgerechnet in
dem Extremsten gelandet, was es in
der Metalszene gibt. Das machte mir
und den Anderen Angst.
Normalerweise stellen wir ein Schild
an den Rand unseres Bereiches, auf
dem steht, dass es Metalbibeln zu
verschenken gibt. Auf dem „Raging
Death Date“ haben wir uns einstimmig
darauf geeinigt kein Schild aufzustellen; unsere Bedenken vom Gelände verwiesen zu werden oder
verprügelt zu werden, waren zu groß. Wir haben uns darauf geeinigt, dass wir Bibeln offen bei uns rum liegen
haben und den Menschen mit Liebe begegnen und jedem, der danach fragt, eine Bibel mitgeben.
Allein in der ersten Nacht haben wir
von 19:00Uhr bis 6:30Uhr morgens
draußen mit verschiedenen Menschen
gesessen. Ich habe die ganze Nacht
immer wieder gekocht und warmes
Essen angeboten, so kamen wir sehr
einfach ins Gespräch trotz der düsteren
Atmosphäre. Immer öfter kam die
berühmte Frage:“Warum macht ihr
das?“. Wir hatten nicht wie üblich die
Vorgehensweise, die davon bestimmt
ist, dass wir ganz offen bekennen,
dass wir Christen sind; sondern dort
haben wir das erste Mal rein über Taten
unseren Glauben sprechen lassen.
Dort ist das allgemeine Verhalten
so asozial und menschenfeindlich,
dass es auffallen musste, wenn man
dem mit einfachen Dingen, wie alltägliche
Nettigkeiten kam. Wir haben alles
getan, um aufzufallen und anders zu
sein.
Der zweite Tag verlief relativ ruhig, bei uns saßen den gesamten Tag über ungefähr 10 Leute, die es sich
gut gehen ließen. Samstag war das Wetter ein wenig besser und so trudelten im Laufe des Tages die restli -
chen Festivalbesucher an. Es sprach sich wohl langsam rum, dass man bei uns gut chillen kann, denn immer
mehr kamen und wollten wissen, was wir so machen und vor allem wieso. In ein paar Gesprächen
konnte man auch tiefgründiger auf das eingehen, was wir glauben und was wir weiter geben wollen. Das
wollte nicht Jeder hören, aber das macht nichts. Ich denke, die Menschen, die von uns etwas von der Bibel
und Jesus gehört haben, haben es nicht immer mit Freude aufgenommen, aber wir konnten viele zum
Nachdenken bewegen und für viele insgeheim beten.
Eine der Mitarbeiter, Britta, bekam eine Bibel in die Hand gedrückt und wie aus einer Eingebung heraus,
zeigte Jan-Lukas wen sie ansprechen sollte. Es war eine Gebetserhörung, denn sie sprach vielleicht den
einzigen Menschen während dem Konzert an, der offen für den Glauben war und sich nicht dagegen ver -
sperrte. Es stellte sich heraus, dass er sich sozial für Flüchtlingskinder einsetzt und dafür sein ganzes Leben
umgekrempelt hat. Britta bestätigte ihm, dass er eine gute Sache tue und sich nicht von anderen abhalten
lassen solle. Er fing an, in Tränen auszubrechen; mit so einer Reaktion hatte niemand gerechnet!
Sie erklärte ihm den Glauben und was Jesus von anderen Religionen unterscheidet und durfte noch für ihn
beten, bevor seine Freunde ihn von Britta weg zerrten. Wenigstens einer, der eine Emotion zeigte, aber das
hat sich gelohnt.
Britta ist eine junge Christin, die mit mir auf der Bibelschule ist. Sie hatte sich vorgenommen, während dem
Studium im christlichen Bereich ihren Horizont zu erweitern; da passte Festivalevangelisation in der Metalszene
genau rein. Ich habe so gut es ging, versucht, sie über unterschiedliche Metalrichtungen und deren
dazugehörigen Lebensstile und Ideale zu informieren. Es war ihr erstes Festival, sie hat es überlebt,
brauchte aber ein paar Tage, um den Schock durch die vorherrschende Mentalität zu verarbeiten :) Sie hat
sich wacker geschlagen und es war sehr positiv mal eine Frau dabei zu haben. Man hat wirklich einen
spürbaren Unterschied gemerkt, denn auch die Männer, die bei uns waren, haben sich halbwegs benommen.
Sie hat uns durchgehend sehr im Gebet unterstützt, was auch Premiere war. Sonst haben wir es selten
geschafft, durchgehend für Gebet zu sorgen, da wir immer in Gespräche verwickelt waren.
Auf dem Bild unten sind Jan-Lukas und Britta zu sehen; im Hintergrund das Zelt von mir und Jan-Lukas, in
das sich ein Besoffener hat fallen lassen. Wir haben ihn später mit Decken zu gedeckt und ihn ein paar
Stunden schlafen lassen, auch mit dem Risiko dass er sich in unser Zelt erbricht.
Ein anderer Mann kam, als er hörte dass Christen anwesend waren und hat sich Bibeln geklaut und ver -
brannt! Wir haben es zu spät mitbekommen, aber ich denke, dass wir friedlich reagiert haben, hat mehr bewirkt,
als sich auf Streit einzulassen. Nichts
anderes sollte das bewirken, das war reine
Provokation, aber so was kann auf jedem
Festival passieren; damit muss man leider
rechnen.
Und davon bin ich überzeugt! Wir hatten nicht
den durchschlagenden Erfolg, wie schon auf
anderen Festivals; das hatte auch keiner erwartet,
als wir sahen auf welche Metal-Richtung
wir uns eingelassen haben. Aber nächstes
Jahr werden wir wieder vor Ort sein. Wir
haben jetzt damit angefangen als Christen
Präsenz zu zeigen und das wäre schade,
wenn das nicht weiter ausgebaut wird. Das ist
eins meiner düstersten Festivals gewesen,
dass ich je besucht habe und deswegen werden
wir wieder kommen.
Auch Jan-Lukas hat sich gut geschlagen, Er
ist seit Dezember letzten Jahres Christ. Er kommt wie ich aus der Metal- und Punkszene; für ihn war es das
erste Mal als entschiedener Christ auf einem Festival. Er hat letztes Jahr viel von den Festivalevangelisationen
mitbekommen, weil Jan-Lukas als normaler Teilnehmer mit uns am Zelten war. Wir sind seit Jahren
Festivalgänger und wir waren auch sehr von der aggressiven Stimmung unter den Leuten überrascht. Es
gab im Endeffekt zwar einige gute Gespräche, aber dafür haben wir wenig Bibeln verschenken dürfen.
Ich hoffe die Bilder können einen kleinen Einblick bieten, wie es so aussah. Die Stimmung und Gesamtatmosphäre
konnten wir leider nicht ausreichend einfangen, zumal sich bei uns die „Netteren“ gesammelt haben.
Gebetsanliegen:
Bitte bete für:
1. die Menschen auf dem „Raging Death Date“, dass Gott an ihnen arbeitet und den gesetzten Samen
zum Sprießen bringt
2. das „Sofia Metal Fest“ in Bulgarien vom 8. - 10. April, wir fliegen dahin, um einer Gemeinde den Einstieg
in die Metalszene zu zeigen und zu erleichtern
3. das „A Chance For Metal“ findet im Mai statt, dort begann letztes Jahr alles und wir wollen wieder
Anwesenheit zeigen
4. weitere Spenden; es
sind zwar viele Bibel
bezahlt, aber noch
nicht die Nebenkosten,
wie Festivaltickets und
Sprit. Sonst können wir
die nächsten Einsätze
nicht zahlen, weil alle
Mitarbeiter Studenten
sind.
5. Meine Familie; sie wollen
noch nichts von Jesus
und der Bibel wissen
Gottes Segen und vielen
Dank für dein Interesse
und die Gebete :)
Lieben Gruß
Jan Brechlin
*Namen geändert