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Warst du schon mal richtig lange unterwegs? Ich erinnere mich noch gut an Autofahrten, auf denen ich gefühlt jeden Kilometer gefeiert habe, den das Navi weniger anzeigte. Auch gab es die ein oder andere Bergtour, bei der meine Füße nur mit Mühe und Not den Weg zurück ins Tal schafften.
Lange und beschwerliche Reisen ermüden – und auf genau so einer Reise befinden sich Maria und Josef vor der Geburt ihres Kindes. Heutzutage erscheint die Entfernung zwischen Nazareth und Bethlehem nicht weit. 150 Kilometer – das lege ich bei einem Tagesausflug zu einem schönen Weihnachtsmarkt zurück. Aber Maria und Josef gehen diese Strecke zu Fuß und sie ist hochschwanger. Das war sicher kein Spaß, selbst wenn sie hin und wieder auf dem mitgeführten Packesel reiten durfte.
Der Weg zur Krippe führt durch Wüste und Berge
Der Evangelist Lukas widmet ihrer vermutlich tagelangen Reise nur wenige Sätze. In Lukas 2,3-6 lesen wir dazu bloß
„Und alle gingen hin, um sich einschreiben zu lassen, jeder in die Heimatstadt seiner Vorfahren. Aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, ging er nach Judäa in die Stadt Davids, nach Betlehem. Denn er stammte aus der Familie von König David. Dorthin ging er, um sich einschreiben zu lassen, zusammen mit Maria, seiner Verlobten; die war schwanger. Während sie dort waren, kam für Maria die Zeit der Entbindung.“
Kein Wort über Blasen an den Füßen, stramme Anstiege im judäischen Bergland oder kalte Wüstennächte. Die Bibel bleibt hier ganz nüchtern, aber die Reise nach Bethlehem wird das Paar einiges an Kraft gekostet haben. Ich höre Maria in meinem Kopf jammern: „Wieso kommt deine Familie nur aus Bethlehem? Warum ausgerechnet jetzt diese Volkszählung und warum musste Gott ausgerechnet mir dieses Kind schicken?“
Nach der ermutigenden Zeit bei der ebenfalls schwangeren Elisabeth geht es für Maria nun wortwörtlich durch die Wüste.
Sie muss eine große körperliche Herausforderung bewältigen und am Ende wartet auf sie nicht mal ein gemütliches Bett in der Herberge, wie wir aus dem weiteren Verlauf der Weihnachtsgeschichte wissen.
Eine letzte Bewährungsprobe vor dem Jubel
Die Bibel verrät uns nichts dazu, wie Maria mit dieser Herausforderung umgegangen ist. Ob sie Zweifel hatte, ob sie umdrehen wollte? Ich gehe aber davon aus, dass dieser lange Fußmarsch für sie noch einmal eine letzte große Bewährungsprobe war. Jetzt realisiert sie nicht nur mit dem Kopf, sondern am eigenen Leib, was es bedeutet, Gottes Sohn auszutragen. Schwangerschaftssymptome und Streckenwanderung treffen aufeinander.
Wenn wir uns in Veränderungsprozessen auf solch einer ermüdenden Reise befinden, schweigen auch wir dazu manchmal lieber. Das Neue tragen wir schon in uns und es erscheint uns fast als Last, während der alte Sack und Pack auf dem Rücken drückt. Noch können wir das Alte nicht loslassen und das Ende der Reise scheint weit weg.
Doch Gott geht mit. Auch dazu macht die Bibel an dieser Stelle keine extra Worte. Aber als die müden Wanderer dann kein Zimmer in der Herberge finden, hat Gott schon eine andere Lösung parat. Der Stall mag zwar etwas zugig gewesen sein, aber bot den beiden ein Dach über dem Kopf.
Die Wegstrecke von Maria endet mit der Geburt Jesu und Jubel über Gottes Größe.
Auch die Adventszeit ist eine Reise
Das gibt mir Mut, auch während mancher schwierigen Etappe auf meinem Lebensweg den Blick immer neu zum Himmel zu richten. Ich will daran glauben, dass Gott auch mich immer wieder an einen Ort führt, der gut ist. An dem ich rasten und ausruhen kann. Und an dem ich seine Wunder erlebe – so wie Maria.
Befindest du dich schon lange auf einem mühsamen Weg? Ist dein Ziel bereits in Sicht oder scheint es noch ewig weit weg?
Vielleicht ist es heute dran, deine Sorgen darüber bei Gott abzugeben. Er kennt auch deinen Weg – so wie meinen und Marias.
Vielleicht hilft dir dieser andere Blick auf die Reise nach Bethlehem, auch die Adventszeit in einem neuen Licht zu sehen. Nicht als besinnliche Ruhezeit, sondern als Reise zu Jesus, auf der es hier und da auch Wüsten und eventuell sogar den einen oder anderen Berg zu bewältigen gilt. Wo fordert der Advent dich gerade heraus und wohin könnte Gott dich damit vielleicht führen wollen?
Rebecca Schneebeli
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Quelle: Die lange Reise zur Krippe