„Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes.“ Wenn es um Aufgaben in der Gemeinde geht, wird gerne dieser Bibelvers zitiert. Reich Gottes? Worum geht es da? Ist die Gemeinde das Reich Gottes? Oder doch erst der Himmel? Wie sieht das Reich Gottes aus, wann fängt es an und vor allem wo? Immer wieder höre ich die Formulierung, „wir bauen das Reich Gottes“ – ist das möglich, wie entsteht das Reich Gottes überhaupt? Und richtig, es gibt ja noch den Befehl von Jesus, dass wir in das Reich Gottes, durch die enge Pforte, eingehen sollen (Mt 7,13-14). Wir wollen uns also mit der Frage beschäftigen, was Jesus meint, wenn er vom Reich Gottes, oder vom Himmelreich (beides ist dasselbe) redet.
Reich Gottes – was ist das eigentlich?
Reich Gottes meint die Königsherrschaft Gottes. Wir können sagen, dass das Reich Gottes grundsätzlich dort ist, wo Gott als König regiert und sein Wille geschieht (Mt 6,10). Hier auf der Erde wird das Reich Gottes sichtbar, wenn Gott Menschen neu macht, in ihnen herrscht und sie in einer Gemeinde versammelt. Am Ende der Zeit wird das Reich Gottes auf der neuen Erde und im neuen Jerusalem sichtbar, aber mehr dazu später.
Und wo ist das Reich Gottes überhaupt?
Wo ist jetzt das Reich Gottes? Das ist eine wirklich gute Frage. Können wir es irgendwo auf der Welt sehen? Ist es ein richtiges Königreich mit Grenzen, wie Israel im Alten Testament? Oder ist es nur etwas Geistliches, etwas, das man nicht ganz fassen kann und im Himmel oben ist?
Schauen wir einfach, was die Bibel dazu sagt. Wenn du diesen Artikel liest, hast du bestimmt eine Bibel in der Nähe. Lies einmal Markus 4,26-34. Wir sehen hier, dass das Reich Gottes klein anfängt. Es wächst aber. Am Ende erreicht es eine riesige Größe, viel größer als alles andere. Der Anfang ist klein, das Ende ist ein Triumph. Wir können über das Reich Gottes sagen, dass es jetzt schon hier ist. Es ist aber noch nicht vollendet. Es kommt also noch die zukünftige (sichtbare!) Königsherrschaft Gottes.
Es gibt eine gegenwärtige Dimension des Reiches Gottes. Jesus hat diese eingeleitet. Lies einmal Markus 1,14-15. Jesus predigt davon, dass das Reich Gottes jetzt nahe herbeigekommen ist, deshalb sollen die Menschen umkehren und an das Evangelium glauben. Mit Jesus war das Reich Gottes da (Lk 17,20-21). Auch in den Wundern von Jesus, in den Krankenheilungen und in der Austreibung von den Dämonen war das Reich Gottes sichtbar (Mt 12,28; Lk 13,28-29). Die Menschen, die im Reich Gottes sind, leben hier auf der Erde noch mit Ungläubigen zusammen (Mt 13,36-43), aber für die Menschen im Reich Gottes gelten die Maßstäbe der Königsherrschaft Gottes (Mt 5,3.10; 6,33; 18,4). Hier auf der Erde, in der gegenwärtigen Dimension des Reiches Gottes strebt es nicht nach politischer Macht (Joh 18,36).
Es gibt aber auch das zukünftige Reich Gottes. Auf diese Vollendung warten wir noch. Lies Lukas 19,11-27. Jesus vergleicht sich mit einem Herrscher, der außer Landes ist. Erst wenn er wiederkommt, wird das Reich Gottes vollendet werden. Es folgt dann auch das Gericht über alle Menschen. Dies ist eine Realität, die wir bei diesem Thema nicht ausklammern dürfen. Lies hierzu Matthäus 25,31-46. Jesus vergleicht es mit der Trennung von Schafen und Böcken. Die einen (seine Nachfolger) dürfen in das zukünftige Reich Gottes hinein. Diejenigen, die nicht zu Jesus gehören, kommen in die Hölle, mitsamt dem Teufel (weitere Aussagen hierzu Mt 13,47-50; Lk 13,28). Im zukünftigen Reich Gottes erhalten die Gläubigen ihre Belohnung für die Nachfolge und das ewige Leben (Lukas 18,29-30).
Wie komme ich in das Reich Gottes hinein?
Wir haben ja schon gesehen, dass das Reich Gottes mit dem Aufruf zur Umkehr zusammenhängt (Mt 3,2). Gott lädt alle Menschen ein, in das Reich Gottes hinein zu kommen (Mt 22,1-14; 7,13-14). Jesus sagt aber auch, dass wir das Reich Gottes annehmen müssen wie ein Kind (Mk 10,15) – das meint, dass man sich hinter alles zurückversetzt, was man bisher geleistet hat. Man kann nicht auf die eigene Leistung bauen, sondern kommt durch eine neue Geburt hinein und kann nur dann das Geschenk der Vergebung durch Glauben annehmen. Die Wiedergeburt ist die Voraussetzung zum Eintritt (Joh 3,3-5). Ein reines Lippenbekenntnis ohne Glauben reicht nicht aus (Mt 7,21). Das Reich Gottes ist auch mit den Kosten der Nachfolge verknüpft (lies hierzu Mt 13,44-46, Lk 9,60 und Mt 21,1-16).
Sollen wir das Reich Gottes bauen?
Kennt ihr die Formulierung: „Wir bauen hier das Reich Gottes“? Wir Menschen wollen die Königsherrschaft Gottes bauen – echt jetzt? Geht so etwas wirklich? Was sagt die Bibel hierzu?
Kommen wir gleich zum Punkt: Es gibt keine einzige Bibelstelle, die aussagt, dass wir am Reich Gottes bauen können. Das geht einfach nicht. Jesus spricht stattdessen davon, dass die Königsherrschaft Gottes kommt. Sie kommt mit Jesus. Wir haben den Auftrag zu beten, dass Gottes Reich kommt (Mt 6,10), wir sollen das Evangelium, welches vom Reich Gottes handelt, verkündigen und Jesus vor allen Menschen bezeugen (Apg 1,6-8). Wir sollen andere einladen in das Reich Gottes hereinzugehen. Die Predigt vom Wort Gottes hat Auswirkungen (Mt 13,3-9). In diesem Sinn gilt „Handelt damit, bis ich wiederkomme!“ (Lk 19,13).
Handeln – Hoffen – Warten
Solange wir auf dieser Erde leben, sind wir aufgefordert zu handeln. Jesus sagt nicht: „lehnt euch zurück, denn die Tage sind böse“, sondern: „handelt bis ich wiederkomme“ (Lukas 19,13) und in Apostelgeschichte „ihr werdet meine Zeugen sein“ (Apg 1,8). Weil Gott unser König ist, Jesus wiederkommt und seine Herrschaft sichtbar aufrichten wird, sollen wir rausgehen und ihn als einzigen Weg zu Gott verkündigen. Wir sollen von ihm erzählen und zur Umkehr einladen.
Weil Jesus als König wiederkommt haben wir eine große Hoffnung, eine Hoffnung die uns keiner nehmen kann. Auch wenn die Welt im Chaos und in Terror versinkt. Und wenn noch so viele Islamisten Anschläge verüben, sie haben nicht das letzte Wort. Jesus hat es. Er wird am Ende seine Herrschaft aufrichten. Jesus wird kommen, als Richter für die einen. Für seine Anhänger als Retter. Wenn das kein Grund zur Hoffnung ist.
Von daher warten wir auf Jesus. Dieses Warten ist nicht untätig. Wir handeln für Jesus, wir haben die Hoffnung, dass er bald kommt und wir warten auf ihn. Er wird einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen und eine Herrschaft des Friedens aufrichten (Offb 21,1-4). Wölfe werden bei den Lämmern liegen (Jes 11,6), Schwerter werden zu Pflugscharen geschmiedet (Mi 4,3). Die Hoffnung Israels, die Hoffnung der Propheten: Jesus wird sie erfüllen.
Ja, komm Herr Jesus, komme bald! Amen. Ja, komm Herr Jesus (Offb 22,21).
Mehr Informationen und eine ausführlichere Ausarbeitung meinerseits findet ihr hier.
Dieser Beitrag erschien zuerst auf josiablog.de und wurde uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt.