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Wie stehst du zu Nahrungsergänzungsmitteln? Ich war lange skeptisch. Viel zu oft hatte ich gehört: „Völlig überflüssig – bei ausgewogener Ernährung braucht man das nicht.“ Doch ich fühlte mich dauerhaft müde, erschöpft und energielos.
Also ließ ich es auf einen Versuch ankommen und nahm regelmäßig zusätzliche Vitamine und Mineralstoffe. Anfangs passierte nichts. Doch nach einigen Monaten bemerkte ich die ersten kleinen Veränderungen: Ich hatte wieder etwas mehr Energie und Freude für meinen Alltag.
Durststrecken sind Teil des Lebens
Mit dem Glauben geht es mir oft ähnlich. Vielleicht kennst du auch diese geistlichen Durststrecken, in denen sich der Glaube anstrengend und kraftlos anfühlt. Ob Gottesdienst, Kleingruppe oder ein ermutigender Psalm – nichts dringt wirklich zu dir durch, sodass der Eindruck entsteht: „Warum mache ich das überhaupt?“
Damit sind wir nicht allein. Auch in der Bibel gibt es Menschen, die durch lange Durststrecken hindurchmussten, bevor sie Gottes Nähe wieder gespürt haben.
König David klagt: „Herr! Hast du mich für immer vergessen? Wie lange willst du dich noch verbergen?“ (Psalm 13,2). Und Hiob fühlte sich in seinem tiefsten Leid allein gelassen: „Ich kann nach Osten gehn, dort ist Gott nicht; und auch im Westen ist er nicht zu finden“ (Hiob 23,8).
Auch Frauen wie Sara und Hanna mussten lange warten, bis Gott ihren Wunsch nach einem Kind erfüllte – eine Zeit voller Sehnsucht und Enttäuschung.
So verschieden ihre Geschichten sind, sie alle gaben Gott nicht auf. Warum das Warten so lange dauerte, wird nicht erklärt.
Für mich heißt das: Geistliche Durststrecken gehören zum Leben dazu, aber sie sind nicht das Ende der Geschichte.
Geistliches Leben erfordert Geduld
Daher lohnt es sich auch für uns, dranzubleiben – wie bei einer Langzeitkur mit Vitaminen. Jakobus erinnert uns in seinem Brief: „Denkt an die Bauern, die darauf warten, dass die kostbare Ernte auf den Feldern heranreift. Sie haben Geduld, bis der Regen im Herbst und im Frühjahr auf das Land fällt. So sollt auch ihr geduldig durchhalten und euch nicht entmutigen lassen; ihr wisst ja, dass der Herr bald kommt (Jakobus 5,7–8 GNB).“
Ein Bauer weiß: Die Frucht wächst nicht über Nacht. Er muss geduldig warten, bis Sonne und Regen ihren Teil tun. Manche Zeiten sind trocken, andere nass – und doch vertraut er darauf, dass die Saat eines Tages aufgeht.
Geistliche Nahrung: Brot und Vitamine
So ist es auch im Glauben: Wir dürfen darauf hoffen, dass Gott zur richtigen Zeit Frucht wachsen lässt, auch wenn wir davon zurzeit nichts sehen.
Nun mag jemand einwenden: Die geistliche Nahrung sollte nicht nur ein Nahrungsergänzungsmittel sein, sondern unser täglich Brot. Und ja: So sollte es eigentlich sein. Deshalb hinkt mein Vergleich an dieser Stelle ein wenig.
Doch vielleicht können wir es so sehen: Ein Grundbestand an geistlichem Leben ist unverzichtbar wie das Brot. Aber darüber hinaus gibt es weitere Möglichkeiten, unseren Glauben reichhaltiger zu gestalten. Manchmal brauchen wir diese kleinen geistlichen Vitaminportionen.
Welche geistlichen Vitamine brauchst du?
Doch wie finde ich heraus, welche ich Vitamine brauche? Bei körperlicher Kraftlosigkeit kann ich einen Bluttest machen, bei geistlicher Kraftlosigkeit ist das schwieriger.
Folgende Fragen können dir bei der Anamnese helfen:
- Wann habe ich zuletzt Zeit mit Gott verbracht, die mir spürbar gutgetan hat? Was habe ich in dieser Zeit gemacht?
- Welche Arten, Gottes Gegenwart zu erleben, passen zu mir – still oder aktiv, allein oder gemeinsam?
- Wonach sehne ich mich gerade in der Beziehung zu Gott? Und was würde mir diese Woche guttun?
In diesem Zuge gilt:
Nicht alles, was anderen im Moment guttut, ist auch das Richtige für dich. Es hängt ganz davon ab, wo du aktuell einen geistlichen Mangel verspürst.
Wie bei Nahrungsergänzungsmitteln gilt: Manches wirkt stärkend, anderes hat keine Wirkung oder schadet vielleicht sogar.
Wenn du dich zum Beispiel von Predigten unter Druck gesetzt fühlst: Höre weniger davon. Wenn dich fröhliche Lobpreislieder wieder mit neuem Leben füllen: Mehr davon. Weitere Möglichkeiten sind Tagebuchschreiben, Gebetsspaziergänge, eine bewusste Zeit der Stille, eine christliche Meditationsapp …
Mikroandacht für zwischendurch
Wenn du den Eindruck hast, dass in deinen vollen Alltag nichts mehr reinpasst, fang mit klitzekleinen Portionen an.
Ich habe Anfang des Jahres einen Neukirchener Abreißkalender geschenkt bekommen. Darauf steht für jeden Tag ein Bibelvers. Keine Auslegung, nichts weiter. Ich habe ihn neben unsere Kaffeemaschine gehängt. Das ist meine Mikroandacht, wenn der Kaffee durchläuft. Manche Verse begleiten mich ein paar Tage, andere lasse ich dafür aus.
So, wie mein Körper erst nach und nach auf die Vitamine reagiert hat, erholt sich auch das geistliches Leben nicht immer sofort. Aber im Rückblick erkenne ich hier und da, dass Gott meine innere Kraft wieder etwas aufgefüllt hat.
Die dunkle Nacht der Seele aushalten
Gleichzeitig gilt: Es wäre zu einfach zu sagen, dass ein paar Extra-Glaubensrituale jede Durststrecke automatisch beenden. Viele Menschen haben die Erfahrung gemacht, dass es Phasen gibt, in denen Gott fernblieb – egal, wie sehr sie sich nach ihm ausgestreckt haben. In der christlichen Literatur wird dies manchmal die „dunkle Nacht der Seele“ genannt.
Auch aus den biblischen Geschichten können wir nicht herauslesen, dass nach einigen Wochen alles wieder rund lief. Oft lagen Jahre des Wartens und Leidens dazwischen, bis Gott eingriff.
Darum bleib dran, auch wenn du Gottes Nähe nicht spürst. Die kleinen „Vitaminportionen“ können dir helfen, nicht zu resignieren und offen für sein Wirken zu bleiben.
Eins kann ich sicher sagen: Wir dürfen darauf vertrauen, dass Gott unser Herz mit neuer Kraft erfüllen möchte. Wann und wie, das bleibt in seiner Hand.
Theresa Folger
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Quelle: Gott, warum spüre ich dich nicht?