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In Zeiten der Freundschaft

erstellt am 19.09.2025 00:00:00

Es gibt Tage im Leben, die alles auf den Kopf stellen. Dann ist auf einmal nichts mehr, wie es war. Im Roman „In Zeiten der Freundschaft“ von Cathy Gohlke verliert Adelaide mit 11 Jahren ihre Eltern durch ein Schiffsunglück. Ihr Halbbruder schickt sie daraufhin ins Mädcheninternat Lakeside. Adelaide ist nun auf sich gestellt. Doch sie findet schnell Freundinnen: Susannah, Ruth und Dorothy. 

Als „Ladys von Lakeside“ werden sie gemeinsam erwachsen und teilen Freud und Leid miteinander. Eines steht fest: Sie wollen ihr Leben lang Freundinnen bleiben. Besonders zu Dorothy entwickelt Adelaide trotz ihrer charakterlichen Unterschiede eine tiefe Freundschaft. 

Eifersucht und Krieg bringen eine Freundschaft ins Wanken

Adelaide ist durch ihre loyale und fürsorgliche Art bei ihren Mitmenschen beliebt, in Dorothy schlägt hingegen das Herz einer Rebellin. Mehr und mehr belastet es sie, immer in Adelaides Schatten zu stehen. Als Adelaide sich dann auch noch in Dorothys große Liebe Stephen Meyer verliebt und dieser Adelaides Gefühle erwidert, droht ihre Freundschaft an Dorothys Neid zu zerbrechen. 

Der fast zeitgleiche Beginn des Ersten Weltkriegs stellt dann nicht nur die Freundschaft der „Ladys von Lakeside“ auf die Probe, sondern fordert auch Adelaides Liebesglück heraus. Nach einer Explosion auf ihrer Heimatinsel Halifax entscheidet sie sich für eine neue Identität und damit auch für ein Leben ohne ihre Freundinnen und Stephen. 

Versöhnung nach Jahrzehnten – geht das?

Jahre später wird Adelaide von ihrer Vergangenheit wieder eingeholt. Der Anruf von Dorothy Meyer, der Schuldirektorin ihrer Tochter Bernadette, bringt ihr geordnetes Leben ins Wanken. 

Zur gleichen Zeit regen sich auch in Dorothy Erinnerungen an ihre ehemalige beste Freundin, denn die Schülerin Bernadette Murray ähnelt Adelaide sehr. Es beginnt ein emotionaler Prozess der Versöhnung, in dem der Glaube an Gott den beiden Protagonistinnen Kraft gibt. 

Es ist spannend und fesselnd, beim Lesen die beiden Charaktere in dieser Entwicklung zu begleiten. 

Anschauliche Darstellung des christlichen Glaubens

Dabei hilft, dass zwar der Großteil des Romans aus der Perspektive von Adelaide geschrieben ist, die Autorin in einzelnen Kapiteln aber auch Dorothys Perspektive einwebt. Spannend macht den Roman auch, dass er auf zwei Zeitebenen spielt und manche Fragen bis kurz vor dem Ende offenbleiben. 

Besonders gut gefiel mir, wie anschaulich Cathy Gohlke die Beziehung der beiden zu Gott darstellt. Auch wenn Gott schon früh im Leben der Freundinnen eine Rolle spielt, gewinnt er erst im späten Erwachsenenalter an Bedeutung. 

Realistischeres Ende erwünscht

Das Ende des Romans empfand ich allerdings als etwas zu glatt. Die entstandenen Konflikte werden meiner Meinung nach zu schnell und zu oberflächlich aufgearbeitet. Die Figuren zeigen in Anbetracht der langen Zeit, die seitdem vergangen ist, sehr schnell Verständnis füreinander. 

Es fehlte mir hier eine kritische Auseinandersetzung mit dem Geschehenen. Denn die Zeit heilt eben nicht alle Wunden, auch wenn der Roman dies gewissermaßen suggeriert.

Allgemein empfand ich auch Ruth und Susannah im gesamten Roman eher als Nebenfiguren. Dadurch ist die Freundschaftsdynamik der vier „Ladys von Lakeside“ unausgeglichen. Ich hätte mir hier einen stärkeren Fokus auf den Zusammenhalt von allen vier Frauen gewünscht. 

Spannende Einblicke in die Zeit des Ersten Weltkrieges

Im Großen und Ganzen habe ich den Roman sehr gerne gelesen. Durch die nahbare Erzählweise konnte ich die Emotionen der Charaktere gut nachempfinden. Ebenso eröffnete mir das Buch einen Einblick in die gesellschaftlichen Umstände während des Ersten Weltkrieges. 

Mir hat gefallen, dass der Fokus dabei auf der deutschen Abstammung der Familie Meyer liegt und den Vorurteilen, denen sie ausgesetzt sind. Sie werden von ihrem Umfeld ausgeschlossen und auch angegriffen. Dies rückt die Geschehnisse während des Ersten Weltkriegs in den USA in ein neues Licht.  

Angesichts der tragischen Ereignisse sowie der Thematisierung von einem Suizid empfehle ich den Roman jedoch nicht für ein Lesepublikum unter 16 Jahren. Ebenso könnten Menschen mit eigenen Traumata oder anderen psychischen Belastungen von den Geschehnissen im Roman emotional aufgewühlt werden. 

Wer jedoch gerne historische Romane liest und Bücher wie „Anne of Green Gables“ ins Herz geschlossen hat, der könnte mit „In Zeiten der Freundschaft“ einen neuen Lieblingsroman gefunden haben.

Auszüge aus „In Zeiten der Freunschaft“ von Cathy Gohlke können Sie am 20.09.2025 um 15 Uhr im „Lesezeichen“ auf ERF Plus hören.

Alternativ können Sie hier die einzelnen Teile anhören:

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Judith Regel


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Quelle: In Zeiten der Freundschaft

von youthweb

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