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Manche Kinder haben einen unsichtbaren Freund. Mit diesem Freund unterhalten sie sich, spielen gemeinsam und vertrauen ihm ihre Geheimnisse an. Im Disney-Pixar-Film „Alles steht Kopf“ wird ein solcher imaginärer Freund als das quirlige Wesen Bing Bong dargestellt – eine Mischung aus einem Elefanten, einer Katze und einem Delfin, das zum größten Teil aus pinker Zuckerwatte besteht. Doch je älter das Mädchen wird, aus dessen Fantasie Bing Bong entsprungen ist, desto mehr verblasst ihre Erinnerung an ihn und er verliert sich nach und nach in den Weiten ihres Langzeitgedächtnisses.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass in meiner Kindheit Jesus mein unsichtbarer Freund war. Ein Freund, der immer bei mir war und zu mir hielt. Der mich beschützte und mir half. Viele Lieder, die wir sonntags im Kindergottesdienst oder unter der Woche in der Kinderstunde gesungen haben, handelten davon.
Jesus, mein Freund – mehr als ein Kinderglaube
Im Gegensatz zum Fantasiewesen Bing Bong ist Jesus kein imaginärer Freund. Ich habe mir Jesus nicht selbst ausgedacht. Wer Jesus ist und wie er gelebt hat, können wir in den Evangelien in der Bibel nachlesen.
Mein unsichtbarer Freund ist auch nicht in den Tiefen meines Gedächtnisses verschwunden, je älter ich wurde, sondern ich habe erlebt: Jesus ist wirklich da, seine Freundschaft ist real und sie trägt im echten Leben.
Was mir schon als Kind ein tiefes Gefühl von Geborgenheit, Sicherheit und Vertrauen vermittelt hat, entfaltete sich in meinem späteren Leben Stück für Stück in seiner Tiefe.
Beispielsweise war ich vor ein paar Monaten in großer Sorge um einen geliebten Menschen, der einen schweren Unfall hatte. Ich durchlebte ungewisse Tage und sprach immer wieder mit Jesus, sagte ihm, wie es mir mit all dem ging, was mir Angst machte und was ich mir in dieser Situation wünschte. Ich spürte, wie ich innerlich ruhiger wurde, mich getröstet fühlte – obwohl die kritische Phase noch nicht ausgestanden war.
Nicht nur in Krisenzeiten, auch im Alltag ist mir diese Freundschaft zu Jesus ein Schatz geworden. Wenn ich durch einen vollen Tag wusele und kaum eine Pause zum Durchschnaufen habe, merke ich, wie gut es mir tut, wenn ich Jesus am Abend von meinem Tag erzähle. Auch wenn es manchmal nur noch ein paar gemurmelte Sätze sind.
„Ich nenne euch Freunde“
Jesus verkörpert die Freundschaft Gottes zu uns Menschen ganz nah und direkt. In den Berichten, die wir über ihn in den Evangelien lesen, wird deutlich: Neben seiner Beziehung zum himmlischen Vater waren seine Freundschaften vermutlich die engsten Beziehungen, die Jesus hatte – etwa mit seinen zwölf Schülern, den Jüngern, oder den Geschwistern Lazarus, Maria und Martha.
Für seine Nachfolger war Jesus zwar in erster Linie ein Rabbi, womit in der jüdischen Tradition ein geistlicher Lehrer gemeint ist. Doch er begegnete ihnen nicht schulmeisterlich von oben herab. Das wird deutlich in Johannes 15,14-15. Da sagt Jesus:
„Ich nenne euch nicht mehr Diener; denn ein Diener weiß nicht, was sein Herr tut. Vielmehr nenne ich euch Freunde; denn ich habe euch alles gesagt, was ich von meinem Vater gehört habe.“
Jesus bezeichnet seine Nachfolger hier nicht mehr nur als Schüler, sondern ernennt sie zu seinen Freunden. Freunde begegnen sich auf Augenhöhe. Jesus brachte seinen Jüngern alles bei, was er wusste, und hielt nichts vor ihnen verborgen.
Jesus lebte tiefe Freundschaft
Außerdem ließ er echte Nähe zu – ja, er suchte sie geradezu. Im Garten Gethsemane bat er seine Jünger, ihm in seiner schwersten Stunde beizustehen (vgl. Matthäus 26,36-46). Dort zeigte er sich ihnen ganz verletzlich. Diese Art von Freundschaft ist tief. Sie zeugt von Vertrauen, Liebe und Hingabe.
Diese Freundschaft zwischen Jesus und seinen Jüngern und Jüngerinnen ist gewachsen. In den drei Jahren seines öffentlichen Wirkens waren sie fast ununterbrochen zusammen. Sie haben gemeinsam gegessen, sich um die Reiseplanung und den nächsten Schlafplatz gekümmert. Und sie sind unzählige Kilometer zu Fuß durchs Land gereist. Da blieb viel Zeit für Gespräche.
Jesus hatte nicht nur zu seinen Nachfolgern und Nachfolgerinnen ein freundschaftliches Verhältnis. Auch den Menschen, die er unterwegs kennenlernte, begegnete er liebevoll, offenherzig und auf Augenhöhe – unabhängig von Herkunft oder Ansehen.
Ein Freund Jesu werden
Auch wenn Jesus heute nicht mehr sichtbar auf der Erde lebt, können wir mit ihm verbunden sein wie mit einem guten Freund. Ihn als meinen treuen Freund zu wissen, war für mein Kinderherz sehr tröstlich – ob ich mich mutig in ein Abenteuer stürzte oder unsicher und ängstlich war. Aber auch als Erwachsene sehne ich mich nach jemandem, der mich kennt, dem ich nichts erklären muss, der mir in Krisenzeiten beisteht und mit dem ich die schönen Momente teilen kann.
Hast auch du diesen Wunsch? Vielleicht ist der Gedanke für dich ganz neu und ungewohnt. Wenn du Jesus bisher noch gar nicht kennst, fragst du dich möglicherweise, wie du überhaupt mit ihm reden sollst. Oder du bist schon länger Christ, aber Jesus als deinen Freund zu verstehen, ist dir fremd. Dann ermutige ich dich, Jesus kennenzulernen.
Zum Beispiel, indem du dir eins der Evangelien aussuchst und aufmerksam liest. Ich empfehle dir das Lukasevangelium. Wie wird Jesus dort beschrieben? Wie begegnete er den Menschen? Was lehrte er? Ergänzend dazu könntest du dir die Serie „The Chosen“ anschauen, die das Leben von Jesus und den Jüngern sehr anschaulich erzählt.
Zu guter Letzt lade ich dich zum direkten Gespräch mit Jesus ein. Sprich mit ihm, wie du mit einem Freund sprechen würdest. Seine Freundschaftseinladung an dich steht bereits.
Sarah-Melissa Loewen
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Quelle: Mein unsichtbarer Freund