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Kennst du das auch, dass du ein gutes, verantwortungsbewusstes Leben führen willst, dir die Anforderungen aber oft zu viel werden? Es gibt so vieles, was ich dafür gerne tun möchte: Ich möchte Lebensmittel möglichst aus regionaler und ökologischer Landwirtschaft kaufen. Kleider und technische Geräte sollen am besten von einem nachhaltigen Produzenten stammen. Als Mutter will ich meine Kinder ausgewogen autoritativ-liebevoll erziehen, so wie ich allen meinen Mitmenschen grundsätzlich mit Respekt und Wertschätzung begegnen möchte.
Ich stelle all diese Forderungen an mein Leben, weil ich sie richtig finde. Umso mehr, weil ich als Christin weiß, dass auch Gott möchte, dass ich mich fair, gerecht und freundlich verhalte. Trotzdem schaffe ich es so oft nicht, das alles in die Praxis umzusetzen. Manchmal fehlt mir schlicht die Kraft dazu, manchmal weiß ich in der Komplexität der Probleme nicht mehr, wie ein gutes Handeln aussehen könnte.
Immer wieder bin ich einfach zu bequem, zu gleichgültig oder zu geizig, um ein paar Euro mehr für ein faires Produkt zu bezahlen. Kurz: Ich finde es nicht leicht, dem hohen Anspruch eines guten Lebens gerecht zu werden.
Zu hohe Ansprüche?
Matthäus, ein Biograf von Jesus, schildert eine Begebenheit, in der Jesus seine Zuhörer auch mit einem hohen Anspruch konfrontiert. Jesus war gerade mit den Orten Chorazin, Betsaida und Kapernaum hart ins Gericht gegangen. Die Menschen dort hatten seine Botschaft aus Gleichgültigkeit, Selbstgerechtigkeit oder Stolz heraus abgelehnt. Vermutlich waren sie davon überzeugt, dass ihr Leben ganz in Ordnung war. Oder sie wollten sich nicht in ihre Angelegenheiten hineinreden lassen.
Dabei hatte Jesus in diesen Orten einige seiner Wunder getan. In Kapernaum hat er sogar eine Zeit lang gelebt. Das hätte die Menschen offen für seine Botschaft und seinen Anspruch als Messias machen können.
Die Drohungen, die Jesus nun über diese Orte und ihre Bewohner ausgesprochen hatte, müssen auf einige der Menschen, die sie gehört haben, ziemlich beklemmend gewirkt haben. Denn wer mit Jesus unterwegs war, tat das ja oft, weil er eine Sehnsucht nach Orientierung und einer engeren Verbindung zu Gott hatte.
Gerade diese Zuhörer haben sich vermutlich gefragt, ob Jesu Urteil über ihr Leben auch so vernichtend ausfallen würde. Die Bewohner der drei Ortschaften galten schließlich nicht als besonders unmoralisch oder kriminell. Und über diese Menschen spricht Jesus so ein hartes Urteil? Wer konnte dann noch guten Gewissens behaupten, dass das eigene Leben gut ist?
Jesus sagt: Kommt mit der Sehnsucht nach einem guten Leben zu mir!
Aber dann passiert etwas Überraschendes: Nach seinen drohenden Worten fängt Jesus an, Gott zu loben. Er dankt seinem Vater im Himmel dafür, dass Gottes gute Herrschaft unter den Menschen jetzt angefangen hat. Und er lädt die Menschen ein, die ihm zuhören.
Er sagt: „Kommt zu mir, ihr alle, die ihr euch plagt und von eurer Last fast erdrückt werdet; ich werde sie euch abnehmen. Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir, denn ich bin gütig und von Herzen demütig. So werdet ihr Ruhe finden für eure Seele“ (Matthäus 11,28-29).
Jesus sieht die innere Last, die einige seiner Zuhörer um ihn herum bei seinen harten Worten gespürt haben dürften. Er kennt ihren Wunsch danach, so zu leben, wie es in Gottes Augen gut ist und weiß, dass sie aber immer wieder an dieser Aufgabe scheitern. In der Übersetzung der Lutherbibel beschreibt Jesus diesen Seelenzustand treffend als „mühselig und beladen“.
Der Bibelausleger Fritz Rienecker erklärt die Bedeutung der griechischen Wörter, die für diese Adjektive im Grundtext verwendet werden, so: „Kopia ist ein Müdesein, welches nach schwerer körperlicher Arbeit eintritt, während das poritzo das schwer beladen sein mit Verantwortung ausdrückt.“
Jesus schenkt uns seine Ruhe
Puh, kannst du die Last fühlen, die die Menschen damals auf ihren Schultern trugen und die auch du und ich so oft durch das Leben schleppen? Jesus weiß, dass unsere Kraft nicht ausreicht, um ein gutes, verantwortungsbewusstes Leben zu führen. Das schaffen wir in der Regel noch nicht einmal in unserem engsten Umfeld.
Jesus bietet uns an, mit dem, was uns bedrückt, zu ihm zu kommen. Er will uns unsere Sorgen, Ängste, Problem und unser Versagen abnehmen und bietet uns im gleichen Atemzug ein Leben mit Gott an unserer Seite an.
Wer das tut, so verspricht Jesus weiter, findet Ruhe für seine Seele, kann aufatmen.
Die Spannungen in den schmerzenden Schultern und dem verspannten Nacken lösen sich endlich wieder, der Blick wird weit, das Herz leicht.
Wie finde ich diese Ruhe im Alltag?
Die Frage ist: Wie geht das ganz praktisch? Wie kann ich „zu Jesus kommen“ und „ihm meine Last geben“? Ich denke, das erste und wichtigste ist, dass ich mit Jesus über die Dinge spreche, die mich belasten, die mich überfordern und mit denen ich nicht klarkomme. Ich gestehe Jesus meine Unfähigkeit, muss es vielleicht sogar, damit sich etwas ändern kann. Und dann?
Dann warte ich in seiner Gegenwart. Höre darauf, wie er mir zum Beispiel durch einen ermutigenden Bibelvers seine Annahme, Vergebung und Liebe zuspricht. Achte darauf, ob er mir Ideen gibt, wie ich Dinge anders machen kann. Klammere mich daran, dass nicht ich die Welt retten muss, weil er das schon getan hat. Jesus erwartet nichts Übermenschliches von mir. Er ist Realist. Aber er schenkt mir seine Kraft, damit ich mit seiner Hilfe lerne, im Rahmen meiner Möglichkeiten gut zu leben.
Wenn ich mir das in Erinnerung rufe, dann löst sich oft meine innere Anspannung und Verzweiflung. Die Ruhe, die Jesus mir verspricht, breitet sich in mir aus. Alles, was es dazu braucht, ist meine Bereitschaft, zu Jesus zu kommen, ihm meine Last abzugeben und dann auf das zu warten, was er mir geben oder sagen will.
Fritz Rienecker bringt das so auf den Punkt: „Niemand braucht irgendeine Angst zu haben, dass seine Kraft und Fähigkeiten nicht ausreichen werden, diese Ruhe zu erringen. … Diese Ruhe ist Geschenk, und zwar Geschenk von dem, der in göttlicher Vollmacht hier sagt: Ich werde sie euch schenken.“
In dieser Ruhe liegt die Kraft, die ich für meinen anspruchsvollen Alltag brauche.
Zum Schluss noch ein praktischer Tipp: Schreibe dir den Bibelvers aus Matthäus 11,28-29 auf einen Zettel, suche dir einen ruhigen Ort und lies den Text mehrere Male hintereinander durch. Bleibe dann ruhig sitzen und bitte Jesus, zu dir zu sprechen. Was erlebst du? Welche Impulse stößt der Text in dir an? Teile deine Erfahrungen gerne in den Kommentaren.
Hanna Willhelm
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Quelle: Kraft für ein gutes Leben