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Wenn Stress krank macht

erstellt am 25.07.2025 00:00:00

Ich ertappe mich immer wieder dabei, dass ich auf die Frage „Wie geht’s dir?“ lapidar antworte: „Ganz gut – nur etwas gestresst.“ Das ist schnell gesagt, doch dahinter verbirgt sich oft mehr als eine hektische Woche. 

Wer sich mit dem Phänomen Stress intensiver beschäftigt, erkennt schnell: Ein dauerhaft zu voller Alltag ist kein moderner Lifestyle, mit dem wir uns einfach arrangieren sollten. Stress ist vielmehr ein ernstes Warnsignal – und erfordert bewusste Auseinandersetzung und konkrete Gegenmaßnahmen. 

Was genau ist eigentlich Stress? Und warum kann er krank machen? Der Burnout-Berater Jonathan Gutmann arbeitet in einer psychiatrischen Klinik und befasst sich intensiv mit dem Thema und seinen Auswirkungen auf unsere Gesundheit. In seinem Buch „Jesus aber schlief“ geht er dem Stress auf den Grund. 

Was ist Stress überhaupt?

Zunächst einmal: Stress ist grundsätzlich nichts Negatives. Er ist eine natürliche und sogar lebenswichtige Reaktion unseres Körpers auf eine bestimmte Anforderung. Wenn wir eine Situation als bedrohlich oder überfordernd einschätzen, reagiert unser Körper automatisch mit einer Stressreaktion. Diese Reaktion ist zunächst hilfreich, weil sie uns zum Handeln befähigt. 

Das Stressgeschehen verläuft in drei Phasen. In der sogenannten Alarmphase wird die Stressreaktion ausgelöst: Der Körper schüttet Hormone wie Adrenalin und Cortisol aus, der Puls steigt, die Sinne sind geschärft. In der Widerstandsphase mobilisieren wir unsere Kräfte, um die Situation zu bewältigen. Danach braucht der Körper wieder Ruhe, um sich zu regenerieren. 

Man unterscheidet zwischen Eustress – der positiven Anspannung, die uns motiviert und antreibt – und Disstress, der uns überfordert und erschöpft. Kurzfristiger Stress kann hilfreich und aktivierend sein, zum Beispiel vor einer Prüfung. Problematisch wird es, wenn die Erholungsphase ausbleibt und Phase eins und zwei sich in Dauerschleife wiederholen. Dann bleiben unsere Stresshormone konstant auf hohem Niveau und man spricht von chronischem Stress – und der kann krank machen. 

Denn wenn wir ständig im Alarmmodus leben, gerät unser gesamter Organismus aus dem Gleichgewicht. 

Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlafstörungen, Verspannungen, Erschöpfung, Reizbarkeit und Angstzustände können die Folge sein.

Schon in der Bibel beschreibt der Psalmdichter David typische Stresssymptome: „Mein Herz krampft sich zusammen, Todesangst überfällt mich. Furcht und Zittern haben mich erfasst, und vor Schreck bin ich wie gelähmt“ (Psalm 55,5-6).

Stress zeigt sich auf vielen Ebenen: körperlich, seelisch, emotional und in unserem Verhalten. Doch was genau löst diesen Stress aus?

Was löst Stress aus? 

Stress bedeutet für jeden etwas anderes. Was den einen kalt lässt, bringt den anderen an seine Belastungsgrenze. Dabei spielen sowohl äußere als auch innere Faktoren eine Rolle. 

Äußere Stressoren lassen sich meist klar benennen. Dazu gehören Umweltreize wie Lärm, Reizüberflutung, ständige Erreichbarkeit, Zeitdruck und enge Deadlines. Auch berufliche oder private Überlastung oder Konflikte mit anderen Menschen verursachen Stress. Weiterhin zählen körperliche Erkrankungen oder Schmerzen zu äußeren Stressoren. 

Ich bin gerade gestresst, weil mein Tag nicht so gelaufen ist, wie ich ihn geplant hatte. Es ist Freitag, viertel nach sechs. Eigentlich wollte ich schon längst im Feierabend sein, aber meine To-Do-Liste ist noch nicht abgehakt. Ein wichtiger Termin am Nachmittag, der deutlich länger gedauert hat, als ich angenommen hatte, hat meinen Zeitplan gründlich durcheinandergebracht. 

Jetzt muss ich nachsitzen, während der Nachbar im Garten fleißig mit der Motorsäge hantiert. Ich bin genervt, unkonzentriert, gereizt und male mir aus, wie lange ich wohl noch am Schreibtisch sitzen muss, bis ich endlich fertig bin. Gleichzeitig schiele ich auf die Uhr, die unaufhaltsam weiter Richtung Wochenende tickt. Klassische äußere Stressoren: Lärm und Zeitdruck.

Innere Stressoren dagegen sind oft subtiler und betreffen unsere Denk- und Verhaltensmuster: Das können Perfektionismus und krankhafter Ehrgeiz sein oder das Gefühl, alles allein schaffen zu müssen. Auch mit dem Wunsch, es allen recht zu machen sowie falschen oder zu hohen Erwartungen an mich selbst und andere setze ich mich innerlich unter Druck. Weiterhin gehören ein mangelndes Selbstwertgefühl, Versagensangst und Ungeduld zu den inneren Stressfaktoren. 

Auch in meiner Situation spielen diese inneren Faktoren eine Rolle: Ich erwarte von mir, bis zur letzten Minute produktiv zu sein, obwohl bereits eine volle Arbeitswoche hinter mir liegt. Dieser überhöhte Anspruch wird für mich zum Stressmotor.

Wenn Stress zur Dauerbelastung wird

Neben akuten Auslösern gibt es chronische Belastungen, die wir dauerhaft als schwere Pakete durch den Alltag schleppen. Zum Beispiel Existenzängste und Zukunftssorgen wiegen schwer. Ebenso Erfahrungen von Verlust, Trauer und Einsamkeit.

Auch am Arbeitsplatz können wir dauerhafter Anspannung ausgesetzt sein durch Konkurrenzdruck, Mobbing oder Schichtarbeit. Auch chronischer Schlafmangel ist eine große Belastung oder das Gefühl, mit den Anforderungen einer digitalen, schnellen Welt nicht mehr zurechtzukommen.

Die Extreme: Burnout und Boreout

Du merkst, die Liste ist lang. Und sie zeigt, wie vielfältig die Auslöser für Stress sind. Wenn wir keine wirksamen Strategien entwickeln, um mit diesen Belastungen gut umzugehen, ist ein Burnout eine der möglichen Folgen. Denn Menschen brennen aus, wenn sie über einen längeren Zeitraum mehr Energie verbrauchen, als sie wieder auftanken.

Bei einem Burnout handelt es sich um einen Zustand tiefer Erschöpfung, in dem Betroffene sich emotional leer, kraftlos und dauerhaft überfordert fühlen. Versagensgefühle machen sich breit und ihnen fehlt jegliche Motivation und Lebensfreude. Häufig kommen auch körperliche Symptome wie Konzentrationsschwierigkeiten, Schlafstörungen, Kopf-, Rücken- oder Magenschmerzen und Tinnitus hinzu.

Aber auch das Gegenteil, chronische Unterforderung, kann uns aus dem Gleichgewicht bringen. Monotonie, Langeweile oder das Gefühl der Sinnleere können uns ebenso belasten wie zu viel Stress. Beispielsweise gibt die Arbeit vielen Menschen Halt und hat eine stabilisierende Funktion. Wenn wir aber in dem, was wir tagtäglich tun, keinen Sinn entdecken und uns permanent unterfordert fühlen, bleibt unser Leben hinter unseren eigenen Erwartungen und Wünschen zurück. Betroffene können dann nichts mehr mit sich selbst oder ihrer Umwelt anfangen. Diese innere Spannung erzeugt Stress, den man als Boreout bezeichnet.

Stress verstehen und bewältigen

Was antwortest du auf die Frage „Wie geht’s dir?“ – wie hoch ist deine alltägliche Belastung? Treffen ein oder mehrere der oben genannten Stresssymptome auf dich zu? Was setzt dich äußerlich oder innerlich unter Druck? Und hast du einen Weg gefunden, damit gut umzugehen? Falls nicht, will ich dich ermutigen, dich stärker mit dem Thema zu beschäftigen. 

Jonathan Gutmann schreibt dazu: „Ob wir etwas als stressig erleben, hängt zum einen von unserer Bewertung ab und zum anderen von unseren (internen und externen) Ressourcen und Kompetenzen, ob uns also entsprechende Bewältigungsstrategien zur Verfügung stehen.“

Es geht also nicht nur darum, Stress zu vermeiden, sondern auch darum, unsere Widerstandskraft zu stärken und einen guten Umgang damit zu finden. Denn Stress an sich lässt sich nie ganz aus unserem Leben verbannen.

Gutmann hat sich in seinem Buch „Jesus aber schlief“ mit wissenschaftlich fundierten Strategien zur Stressbewältigung befasst – und dabei erstaunlich viele Parallelen zu biblischen Lebensweisheiten entdeckt. Drei dieser biblischen Tipps zur Stressbewältigung stelle ich dir im Artikel „Stress, lass nach!“ vor. 

Sarah-Melissa Loewen


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Quelle: Wenn Stress krank macht

von youthweb

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