Impulse

Übersicht »

Gesund wachsen, entspannter leben

erstellt am 23.07.2025 00:00:00

Ich bin keine gute Gärtnerin, denn mir fehlt etwas, was einen guten Gärtner auszeichnet: Geduld. Wer im Garten etwas anpflanzt, braucht Geduld. Bis aufgeht, was ich gesät habe, kann es Monate dauern, teilweise länger. Obstbäume brauchen Jahre, bis sie Früchte tragen.

In vielerlei Hinsicht sind wir Menschen wie Obstbäume. Bis wir laufen können, dauert es je nach Mensch acht bis 20 Monate, und bis wir ausgewachsen sind, je nach Geschlecht 16 bis 19 Jahre, in Einzelfällen sogar bis zum 24. Lebensalter.

Nicht in Zahlen beziffern lässt sich unsere innere Entwicklung. Und anders als bei unserer schulischen und beruflichen Ausbildung können wir sie auch mit Düngemitteln wie Fleiß oder Hilfe von außen nur marginal beschleunigen. Wie Obstbäume wachsen Menschen langsam. Aber anders als bei Obstbäumen, bei denen wir die erste Ernte erst einige Jahre nach ihrem Einpflanzen erwarten, erwarten wir von uns selbst Wachstum – und zwar zügig und beständig.

In ihrem Buch „In der Ruhe liegt die Kraft“ macht Jennifer Dukes Lee klar, warum diese Annahme falsch ist. Anhand des Kreislaufs der Jahreszeiten zeigt sie, was wir über menschliches Wachstum von der Natur lernen können und welchen falschen Annahmen wir in puncto Wachstum oft aufsitzen. In ihrem Buch nimmt sie unter anderem vier Fehlannahmen über Wachstum und Erfolg unter die Lupe und macht daraus heilsamere Glaubenssätze.

1. Stillstand ist kein Problem, sondern ein Geschenk

Stillstand macht mürbe

Ich hasse Stillstand. Stillstand gibt mir das Gefühl, auf der Stelle zu treten und im Leben nicht voranzukommen. Wenn ich eine Aufgabe habe und sie weder voranbringen noch abschließen kann, fühle ich mich unproduktiv und schlecht. Ich mache dann lieber unnötige Zusatzaufgaben, statt nichts zu tun und abzuwarten.

Genauso geht es mir bei Lebensphasen. Als ich Single war, hatte ich Angst, dass diese Phase nie endet. Ich dachte: Wenn ich mich nicht aktiv auf die Suche mache, bin ich am Ende schuld, wenn ich alleinstehend bleibe. Aber all mein Suchen nach einem Partner hat mich nur in peinliche Situationen geführt. Als ich mit Mitte Zwanzig meinen heutigen Mann kennenlernte, geschah dies beinahe zufällig und war ein Gottesgeschenk zum genau passenden Zeitpunkt.

Ähnlich ungeduldig war ich in Zeiten chronischer Krankheit. Ich bin von einem Arzt zum nächsten gerannt, ohne eine Diagnose oder wirkliche Hilfe zu bekommen. Und obwohl rückblickend auch ärztliches Versagen eine Ursache war, musste ich lernen: Mein Körper heilt nicht schneller, weil ich das will. Ich muss ihm Zeit lassen und Ruhe gönnen. Dies hat sich am Ende ausgezahlt. Heute sind mir Dinge möglich, die vor 15 Jahren undenkbar schienen.

Im Stillstand wirkt Gott

Zeiten des Stillstands sind unvermeidbar und bedeuten auf das ganze Leben gesehen nicht, dass mir am Ende etwas entgeht. Jennifer Dukes Lee lädt hier zu einem kompletten Umdenken ein. Sie rät in ihrem Buch: „Betrachten wir den Winter nicht als etwas, das wir ertragen müssen, sondern als etwas, das wir schätzen sollten.“

Sie ist überzeugt: Genau wie die Natur brauchen wir Menschen den Winter und damit im übertragenen Sinn Zeiten des Stillstands. Sie fragt provokant: „Wenn die Stille des Winters auf ‚mysteriöse‘ Weise für das Land heilsam ist, warum glauben wir dann, dass wir ständig in Bewegung bleiben müssen?“

Eine gute Frage, bei der ich mich mit einer Antwort schwertue. Meine Erklärung ist, dass es mir die Illusion von Kontrolle gibt, wenn ich ständig aktiv bin. So wie ich damals glaubte, ich finde schneller einen Partner, wenn ich nur aktiv nach einem suche. Aber vielleicht lädt Gott dich und mich in Zeiten des Stillstands dazu ein, mal wirklich auszuruhen, statt sie schicksalsergeben auszuhalten oder gar zu bekämpfen.

Vielleicht kann Gott am besten in dir wirken, wenn du mal nichts tust.

Stillstand ist keine Strafe

Jennifer Dukes Lee macht Mut, solche Zeiten nicht als Strafe, sondern als Geschenk anzusehen. Sie schreibt: „Wenn ich gute Früchte hervorbringen will, muss ich mein Feld eine Weile brachliegen lassen.“ Stillstand ist also kein Problem, sondern die Voraussetzung für gutes Wachstum.

Hilft dir das, besser mit Stillstand in deinem Leben umzugehen? In mir selbst spüre ich immer noch den Drang, diese Zeiten zu überspringen. Doch die Ahnung, dass Stillstand eine wichtige Voraussetzung für Wachstum ist, ermutigt mich, dieses Prinzip auf die Probe zu stellen.

2. Wer A sagt, muss nicht B sagen

Nicht jede Entscheidung lässt sich rückgängig machen

Die bekannte Redensart „Wer A sagt, muss auch B sagen“ drückt etwas aus, was wir alle kennen. Wir haben uns für eine Sache entschieden und bereits erste Schritte gemacht, doch jetzt tauchen Schwierigkeiten am Horizont auf. Also sprechen wir oder andere uns mit dem Sprichwort entweder Mut zum Durchhalten zu oder wir äußern damit unsere Frustration, dass wir quasi verpflichtet sind, weiterzumachen. Sprich: Was wären wir für Luschen, würden wir jetzt klein beigeben?

Tatsächlich ist an diesem Sprichwort was dran. Wenn ich erstmal etwas angefangen habe, kann ich die Uhr schwerlich zurückdrehen. Wenn ich jemandem etwas fest zugesagt und eine Aufgabe übernommen habe, ist es dem anderen gegenüber unfair, plötzlich doch einen Rückzieher zu machen. Außerdem wirft es ein schlechtes Licht auf mich.

Vor allem eine Ehe oder Kinder sind Verpflichtungen, bei denen ich nicht einfach so die Zeit zurückdrehen kann. Genauso kann ich einen Umzug, einen Hausbau oder eine andere große Entscheidung oft nicht ohne große Nachteile rückgängig machen. Das heißt aber nicht, dass ich auf eine Sache festgelegt bin, sobald ich diese angegangen habe.

Irren ist erlaubt

Denn nicht jede Entscheidung ist für die Ewigkeit gedacht. Wir Menschen irren uns auch mal. Das gehört zum Leben dazu. Die Auswirkungen mancher Entscheidungen erkennen wir erst, nachdem wir sie getroffen haben. Doch das bedeutet nicht, dass wir den Rest unseres Lebens darunter leiden müssen.

Manchmal ist ein Bruch – selbst wenn er schmerzt – die bessere Wahl.

Wenn ich etwa einen gewissen Karriereweg einschlage, heißt das nicht, dass dies für den Rest meines Berufsleben so sein muss. Nicht einmal, wenn es ursprünglich eine Berufung von Gott war. Wo ich Überforderung oder Mobbing erlebe oder schlicht merke, dass die Aufgabe doch nicht zu mir passt, darf ich nach reiflicher Überlegung zurücktreten.

Zerbrochenes als Dünger für Wachstum

Das mindert nicht das Gute, was ich in dieser Aufgabe bewirkt habe. Gott kann auch noch Jahre später aus Dingen, die ich gesät habe, Gutes wachsen lassen. Er nagelt mich aber nicht auf einen Weg oder Ort fest.

Stehst du an einem Punkt, wo du glaubst B sagen zu müssen? Mach dir bewusst, dass auch C oder D eine Option sind. Gottvertrauen zeigt sich nicht darin, auf Anhieb die beste Entscheidung zu treffen, sondern Gott in unsere Entscheidungen mithineinzunehmen. Das gilt besonders für scheinbare Umwege, die wir in unserem Leben gehen.

Jennifer Dukes Lee schreibt hierzu: „Zerbrochene Dinge können der Dünger für das Wachstum sein, das du in einer neuen Phase deines Lebens erfahren wirst.“ Dabei ist es nicht deine Aufgabe, aus den Scherben deines Leben mühsam Neues zu bauen.

Jesus ist derjenige, der mit dir die Scherben deines Lebens zusammensucht und dich in allem Scheitern wieder heil machen und daraus Neues wachsen lassen will.

Bist du bereit, darauf zu vertrauen?

3. Du bist nicht die Summe dessen, was andere über dich denken

Wer sitzt auf der Tribüne deines Lebens?

Mir ist super wichtig, was andere über mich denken oder sagen. Dies trifft nicht auf die Meinung aller Menschen zu, aber wenn es um meine Lieblingsmenschen geht, neige ich zum „People Pleasing“. Sprich: Ich will, dass der andere mit mir zufrieden ist. Das ist im Grundsatz nichts Schlechtes und fördert ein gutes Zusammenleben.

Doch das ging bei mir so weit, dass ich Lebensträume zurückgestellt habe, weil andere sie für unrealistisch hielten und mir ausredeten. Es gibt Menschen in meinem Leben, zu denen ich immer einen verstohlenen Blick werfe, wenn ich etwas tue – oft schon, bevor ich etwas tue. Ob ich es mir eingestehe oder nicht, von ihnen möchte ich Zustimmung und ein „Gut gemacht“ hören.

Jennifer Dukes Lee bezeichnet diese Menschen als Leute, die auf der „Tribüne deines Lebens“ sitzen. Das ist bei mir je nach Kontext jemand anderes, aber sie bestimmen mein Handeln oft mehr, als ihnen – und mir – bewusst ist. Bis heute bin ich manchmal mehr damit beschäftigt, mich zu fragen, wie andere mein Tun bewerten, als die Dinge voranzubringen, die mir wichtig sind. Dies ist ein massives Hemmnis für jede Form von Wachstum.

Räume die Tribüne deines Lebens!

Jennifer Dukes Lee macht in ihrem Buch klar: Mich und dich definiert am Ende nicht das Lob oder die Kritik anderer. Du bist nicht „die Summe dessen, was jemand anderes über dich sagt“. Was andere über dich sagen und denken, bestimmt weder deinen Wert noch deine Persönlichkeit.

Jesus selbst spricht dir Wert zu. Sein Urteil über dich lautet von Anbeginn aller Zeiten „Sehr gut“.

Deshalb tust du gut daran, die Tribüne deines Lebens zu räumen. Das heißt nicht, dass du dich nicht mehr über das Lob anderer freuen oder Kritik anderer ernstnehmen sollst. Aber du kannst als Mensch nicht gedeihen, wenn deine Augen immer unsicher zur Tribüne schielen. Stell dir einen Fußballspieler vor, der das tut: Wie viele Tore wird er so schießen? Vermutlich keins.

Jesus definiert deinen Erfolg

Für Jennifer Dukes Lee ist klar: Auf die Tribüne unseres Lebens gehört nur ein Zuschauer: Jesus. Er „ist dein Zuschauer Nummer 1.“ Und sein Urteil richtet sich nicht nach dem, was du leistest. Jesus geht es nicht darum, dass du – um im Beispiel zu bleiben – besonders viele Tore schießt. Ihm ist etwas anderes wichtig: Ob du im Vertrauen auf ihn, die Dinge tust, die er dir aufs Herz gelegt hat.

Er beurteilt dich nicht danach, ob du am Ende Torschützenkönig bist oder nicht. Ob viel oder wenig in deinem Lebensgarten wächst, um auf das Anfangsbeispiel zurückzukommen. Für ihn hat mehr Relevanz, was du dort ausgesät hast – Giftpflanzen oder Obststräucher. 

Was baust du in deinem Leben an? Wenn du das richtige Saatgut nutzt, ist dir ein „Gut gemacht“ von Jesus schon jetzt sicher.

Denn am Ende zählt nicht die Ausbeute deiner Ernte, sondern dass du im Gehorsam und Vertrauen auf Gott deinen Acker bestellt hast. 

4. Erfolge feiern statt zum nächsten To-Do übergehen

Warum ich Noten vermisse

Weißt du, was ich am meisten an Schule und Studium vermisse? Die Noten für Hausarbeiten und Klausuren. Das klingt erstmal unlogisch, denn habe ich dir im letzten Abschnitt nicht erzählt, wie unwichtig die Bewertung anderer für dich sein sollte?

Ja, aber mir geht es hier um etwas anderes. Als ich noch Studentin war, markierte jede Note – egal, ob gut oder schlecht – den Abschluss eines Lernabschnitts. Ich bekam dafür sogenannte Scheine, mit denen ich mich für meine Abschlussprüfung anmelden konnte. Noten signalisierten mir: „Du hast etwas geschafft. Du kannst stolz auf dich sein.“

Im Arbeitsleben vermisse ich solche Noten. Zum einen aufgrund meines eher nicht so gesunden Hangs zum „People Pleasing“, aber zum anderen, weil mir Erfolgsabschnitte fehlen. Jeden veröffentlichten Artikel zu feiern käme mir affig vor, meinen Kollegen sicherlich auch. Aber wir haben es uns im Team zur Regel gemacht, jede neue Ausgabe unser Programmzeitschrift ERF Antenne zu feiern. Denn in jedem Magazin steckt viel Herzblut und das würdigen wir gemeinsam.

Erfolge feiern – die vergessene Tugend

Erfolge zu feiern ist wichtig – und kommt in meinem Leben oft viel zu kurz. Als ich Ende letzten Jahres die Rohfassung eines Romans beendete, war ich erstmal erschöpft. Und ich wusste, dass ich noch nicht fertig war. Auf mich wartete noch eine umfangreiche Überarbeitung und die Suche nach einem Verlag. Aber ich wusste: Es wird mir guttun, diesen Meilenstein zu feiern. Also machte ich dafür einen Termin mit einer Schreibfreundin aus.

Als wir uns endlich zum Feiern trafen, schien mir mein Erfolg schon fast wieder grau und alltäglich. Ich war bereits mit neuen Aufgaben und Herausforderungen beschäftigt. Mich mit dieser Freundin zu treffen, war ein wichtiger Reminder: „Hey, du hast was geschafft. Du darfst innehalten und dich freuen.“

Wenn unsere Gesellschaft eines verlernt hat, dann das.

Obwohl beruflicher Erfolg für viele Menschen unserer Zeit einen hohen Stellenwert hat, vergessen wir oft, diese Erfolge auch zu feiern.

Und selbst wenn wir es tun, tappen wir häufig in die Falle, in die auch ich getappt bin: Wir richten unseren Blick direkt auf das nächste Ziel und würdigen nicht, was wir schon erreicht haben.

Dadurch fühle ich mich ausgelaugt und immer ein bisschen wie auf der Jagd. Mir fehlt das Signal, auszuruhen. Es auch mal gut sein zu lassen. Zu würdigen, was ich bereits geleistet habe. Tatsächlich schleicht sich bei mir oft sogar das Gefühl ein, komplett unproduktiv zu sein. Denn immer steht da noch eine Aufgabe auf meiner To-Do-Liste, die nicht erledigt ist, und auch von außen fehlt mir das Feedback: „Es ist okay. Du hast genug geleistet für den Moment.“

Erfolge feiern und ausruhen – Gott macht es vor

Dabei hat Gott genau dafür einen Tag eingerichtet: Den Sabbat, den die meisten Christen am Sonntag feiern. Nachdem er die Erde erschaffen hat, hat Gott erstmal ausgeruht. Nicht weil er müde oder erschöpft war, sondern um zu würdigen, was er erschaffen hatte: Unsere Erde.

Gott macht uns am Sabbat vor, was es heißt, Erfolge zu feiern. Und er lädt uns jede Woche neu dazu ein, die Arbeit einmal ruhen zu lassen und zufrieden auf das zu schauen, was wir geleistet haben. Selbst wenn wir dafür keine guten Noten bekommen und vieles unvollendet bleibt.

Auch über den Sabbat hinaus dürfen wir lernen, Erfolge wieder neu zu würdigen. Was würde sich in deinem Leben ändern, wenn du dem Feiern deiner Erfolge neue Bedeutung verleihst?

Wenn du die Aufgaben auf deiner To-Do-Liste nicht nur abhakst, sondern dir hin und wieder auch auf die Schultern klopfst? Nicht weil du so großartig bist, sondern weil du dich angestrengt und etwas geleistet hast. Weil es dir guttut, einen Moment innezuhalten und deine Ernte zu würdigen.

Ich glaube, in meinem Leben würde sich dadurch eine Menge ändern. Vielleicht stoße ich ja heute Abend mit meinem Mann auf diesen Artikel an. Nicht weil er besonders gut geworden ist, sondern einfach, weil ich ihn geschrieben habe.
 

Rebecca Schneebeli


Gerne stellen wir Ihnen unsere Inhalte zur Verfügung. Und würden uns sehr freuen, wenn Sie unsere Arbeit mit Ihrer Spende fördern. Herzlichen Dank! Jetzt spenden

Quelle: Gesund wachsen, entspannter leben

von youthweb

 0 Kommentare

Melde dich an, um einen Kommentar zu schreiben.

Vergebung

Jeremia3134

Kennst du das auch? Zwar bin ich ein lebendiges Kind Gottes, aber wie oft scheitere ich an meinen festgefahrenen Gewohnheiten und Verhaltensweisen. Wie oft bin ich wieder einmal niedergeschlagen, weil ich mich an Gott versündigt habe. Wie oft habe ich M…

4 Kommentare