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„Muss der auf der linken Spur so vor mir herschleichen?!“ Mein Puls steigt rasend. „Schon wieder den Bus verpasst! Warum passiert mir das immer wieder!“, rufe ich innerlich. Wann hast du dich zuletzt geärgert? Über dich selbst – oder über andere?
Möglichkeiten sich zum Ärgern gibt’s genug im Alltag. Da reichen sogar kleine Situationen, beiläufig gesprochene Worte und manchmal sogar nur ein Blick, der mich auf dem falschen Fuß erwischt. Mir selbst fällt das in vielen Fällen gar nicht mehr auf, weil der kleine Ärger zwischendurch schon so normal geworden ist. Trotzdem wäre ich gerne ruhiger, würde gerne besonnener denken und handeln. Warum ärgere ich mich immer wieder? Und welchen Wert hat dieser Ärger überhaupt?
Jesus sorgt für Ärger
In der Bibel lese ich, dass Jesus der Grund dafür war, dass viele Menschen sich geärgert haben. Jesus ist das sehr wohl bewusst. Kein Wunder also, dass ich folgendes Zitat von ihm in Matthäusevangelium 13,57 finde: „Und sie ärgerten sich über ihn und wollten nicht an ihn glauben.“
Zur Situation: Jesus kommt in seine Heimatstadt Nazareth, geht dort in die Synagoge und legt das Wort Gottes aus. Die Reaktion der Zuhörer darauf ist Ärger. Ihnen gefällt nicht, was er sagt und wie er es sagt. Sie ärgern sich aber ebenso über das, was er tut.
Ich frage mich hier: Wie kann es sein, dass der Sohn Gottes ein Anlass für Ärger sein kann?
Wenn Gott die Liebe ist, muss er doch auch lieb sein! Das bedeutet: Er ist mit allen „gut Freund“ und harmoniebedürftig, doch von wegen! In diesen Versen lese ich, dass Jesus anders war als gedacht.
Er entsprach eben nicht den Vorstellungen der Menschen. Mit seinen Wundertaten und seiner Weisheit passte er gar nicht in das Bild der Leute in Nazareth. Sie hatten ihn noch als den Sohn des Zimmermanns im Kopf. Und jetzt steht er da und ist ganz anders, als sie es sich gedacht haben. Als gelernter Handwerker hält er ihnen Predigten wie ein Rabbi. Das allein reicht schon für jede Menge Ärger. Damals und heute.
Jesu Worte – ein Stein des Anstoßes
Doch es kommt noch ein weiterer Aspekt dazu. Jesus widerspricht nicht nur den Erwartungen, die Menschen von ihm haben, sondern er stellt auch ihre Vorstellungen vom Leben auf den Kopf. Hier ein paar Beispiele aus der Bibel:
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„Liebt eure Feinde!“ (Matthäus 5,44 u.a.). Jesus zerstört mit dieser Aufforderung mein Weltbild, wie ich es mir zurechtgelegt habe. Vielleicht sogar so sehr, dass alles ins Wanken gerät und mir der Halt unter den Füßen fehlt. Denn ausgerechnet meinen Feinden Gutes zu tun, widerspricht den Verhaltensmustern, die ich seit frühester Kindheit erlernt habe.
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„Deine Sünden sind dir vergeben“ (Lukas 7,48 u.a.). Jesus macht das Unerklärliche, Übernatürliche und Wunderbare möglich. Und ich kann – wie die Menschen damals – einfach nicht glauben, dass das wahr sein soll.
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„Eine große Menschenmenge folgte ihm“ (Matthäus 19,2 u.a.). Jesus machte so die geistliche Elite seiner Zeit und vielleicht auch mich neidisch. Denn würde es sich nicht besser anfühlen, wenn Menschen zu mir aufschauen, Weisheit und Rat bei mir suchen? Würde es mir nicht besser gefallen, wenn ich die Macht hätte, ihnen zu sagen, was sie tun oder lassen sollen? Tatsächlich gelingt genau das Menschen und Medien immer wieder: Manipulation. Was lasse ich mir von Influencern auf Instagram und TikTok nicht alles anpreisen ...
Am Ende behaupten Menschen sogar, dass Jesus zur Sünde verleitet. In den Augen der Geistlichen seiner Zeit führt Jesus die Menschen zur Blasphemie und zur Abkehr von Gott. Der Apostel Petrus hält deswegen in seinem Brief Folgendes fest: „Er (Jesus) ist der Stein, über den Menschen stolpern, der Fels, der sie zu Fall bringt“ (1. Petrus 2,8).
Ärger eröffnet Chancen
Jesus weiß, was die Menschen über ihn denken und was sie über ihn sagen werden. Er weiß, dass sie sich über ihn ärgern werden. Trotzdem ändert er sein Reden und Handeln nicht. Jesus passt sich nicht an.
Denn vielleicht liegt ein Wert oder gar eine echte Chance in diesem Gefühl des Ärgerns. Ist dieser Ärger über Jesus am Ende vielleicht gar nicht so schlecht?
Was wäre, wenn Ärger …
… keine Autobahn ohne Tempolimit ist, sondern ein Hinweisschild?
… kein Lebensstil ist, sondern eine Momentaufnahme.
… kein Zustand ist, sondern ein Auslöser.
Ärger kann zum Auslöser für eine Veränderung werden, die nicht bei den anderen, sondern bei mir selbst anfängt. Was ist die eigentliche Ursache meines Ärgers und wie kann ich an mir arbeiten? Wie kann ich die Situation verändern? Wo sollte ich umdenken?
Jesus hat bei Menschen nämlich nicht nur für Ärger gesorgt, sondern auch für Heilung, Umkehr und ein neues Leben. Wenn seine Worte und sein Tun bei mir Ärger auslösen, muss ich nicht im Gefühl des Ärgers stecken bleiben, sondern kann es als Anlass zur Veränderung nehmen. Dann kann mein Ärger der Anfang von etwas Gutem sein.
Tobias Schier
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Quelle: So ein Ärger!