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Anne Gorges ist Gemeindepädagogin und leidenschaftliche Schrebergärtnerin. In ihrem Buch „Bin im Garten – Jesus treffen: Geschichten vom Wachsen und Staunen“ beschreibt sie in kurzen Texten, wie ihr Garten sie in besonderer Weise mit Gott verbindet und in die Ruhe führt. Wir veröffentlichen mit freundlicher Genehmigung der Neukirchener Verlagsgesellschaft einige kurze Texte als Auszug aus dem Buch zum Start unserer Sommergeschichten-Reihe bei ERF Plus.
Ich liege in meiner Hängematte und tue: nichts. Absolut nichts. Was schwerer ist, als es sich anhört.
Denn während der Wind durch die Blätter raschelt, fangen meine Gedanken an zu rasen. Ich sehe all die unfertigen Projekte und Dinge, die noch gemacht werden müssen. Tomaten ausgeizen, ordentlich gießen, verblühte Rosen abknipsen, Unkraut jäten, Randsteine setzen … Und das sind nur die Aufgaben, die im Garten auf mich warten.
So vieles, was es noch zu tun gäbe, und ich liege einfach nur da! Dabei liebe ich es, im Garten zu arbeiten.
Es gibt fast nichts Schöneres, als auf ein Beet zu schauen, das man nach ein paar Stunden Arbeit kaum wieder erkennt. Ich mag es, Dinge zu erledigen und zu gestalten und abends müde ins Bett zu fallen in dem Wissen, an dem Tag etwas geschafft zu haben. Und trotzdem liege ich dort in meiner Hängematte.
Denn vor ein paar Jahren habe ich den Sonntag für mich entdeckt. Den Tag, den Gott uns schenkt. An dem wir feiern und ruhen und genießen dürfen. Und das ist so viel schwerer, als ich dachte. Denn wenn all meine Arbeit ruht, dann wird etwas in mir sehr laut: Gedanken, die mir sagen, dass ich es mir nicht leisten kann, mich auszuruhen, Unruhe, Angst, Überforderung, all die unschönen Gefühle, die ich unter der Woche ganz gut im Griff hatte, weil ich mich so beschäftigt gehalten habe.
Und das ist auch der Grund, warum ich sonntags nicht einmal im Garten arbeite: Auch wenn es eine Arbeit ist, die ich über alles liebe, will ich nicht schon wieder wegrennen und all die unruhigen Fragen in mir übertönen.
Ich will die Unruhe aushalten und die Antreiber, die mich fragen, wer ich denn überhaupt bin, wenn ich nichts vorzuweisen habe, weil ich fest daran glaube, dass uns Gott diese wöchentlichen Hängemattentage schenkt, damit wir eine Antwort auf genau diese Fragen finden: Ich bin nicht das, was ich tue, sondern diejenige, die ich durch ihn bin. Ich bin geschaffen (2. Mose 20,8-11) und gerettet (5. Mose 5,12-15).
Manchmal ist das Schwerste, was wir tun können, einen Tag all die Arbeit ruhen lassen und nichts zu tun. Und wenn ich ehrlich bin, dann kämpfe ich immer noch damit.
Aber trotzdem versuche ich es jede Woche aufs Neue, denn ich will lernen, dass ich nicht arbeite, um jemand zu sein, sondern weil ich schon längst weiß, wer ich bin.
Buchauszug aus: Anne Gorges, Bin im Garten – Jesus treffen: Geschichten vom Wachsen und Staunen, 192 Seiten, 20 Euro, Neukirchner Verlagsgesellschaft 2025.
Weitere Sommergeschichten gibt es täglich in „Aufgeweckt“ und „Der Feierabend“ auf ERF Plus und findest du auf unserer Sommergeschichten-Sonderseite bis zum 17. August.
Anne Gorges
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Quelle: Hängemattentage