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Von Erbsen und anderen Dingen, die sich eigentlich nicht lohnen

erstellt am 08.07.2025 00:00:00

Anne Gorges ist Gemeindepädagogin und leidenschaftliche Schrebergärtnerin. In ihrem Buch „Bin im Garten – Jesus treffen: Geschichten vom Wachsen und Staunen“ beschreibt sie in kurzen Texten, wie ihr Garten sie in besonderer Weise mit Gott verbindet und in die Ruhe führt. Wir veröffentlichen mit freundlicher Genehmigung der Neukirchener Verlagsgesellschaft einige kurze Texte als Auszug aus dem Buch zum Start unserer Sommergeschichten-Reihe bei ERF Plus.

Geduldig pule ich die Erbsen aus ihrer Schote. Seit Januar habe ich fleißig dafür gearbeitet, Beete hergerichtet und gehackt, Unkraut gejätet, Schnecken verjagt. Ich habe Samen für Samen in die Erde gelegt, gegossen, gemulcht und dann irgendwann wurde meine Mühe belohnt! Ich konnte ein paar knackig grüne Erbsenschoten ernten.

Und nun sitze ich da am kleinen Gartentisch vor unserer Hütte und pule ich Erbsen aus ihrer Schote. Während die Kinder durch den Garten rennen und die kleinen grünen Kügelchen über den Tisch kullern, drückt sich erbarmungslos ein Gedanke immer wieder in den Vordergrund: „Bist du eigentlich bescheuert? Das lohnt sich doch überhaupt nicht!“

Und dann mache ich den Fehler und fange an nachzurechnen: Für ein paar Euro bekomme ich perfekte, frische, tiefgefrorene Erbsen im Supermarkt. Das ganze Jahr über, sogar in Bioqualität. Wenn ich das mit der Samenpackung meiner Erbsen vergleiche (die zwischen drei und vier Euro kostet), komme ich noch ganz gut weg. Jedenfalls, wenn man ein bisschen Erfahrung hat und die meisten der Erbsen aufgehen (was bei mir so gut wie nie der Fall ist).

Sobald ich jedoch meine Arbeitszeit mit einkalkuliere, sieht das ganz anders aus. Also ganz ehrlich: Das mit dem eigenen Gemüse lohnt sich wirklich nicht. Jedenfalls nicht finanziell.

Und während ich darüber nachdenke, fallen mir so viele Sachen ein, die sich nicht lohnen.

Eine Freundschaft mit jemanden beginnen, der wegzieht. Freundlich sein. Morgens das Bett machen, wenn man sich abends wieder reinlegt. Ein Gespräch mit jemanden führen, den man nach diesem Abend nie wiedersieht. Etwas reparieren, das man für ein paar Euro nachkaufen kann. Sich morgens anziehen, obwohl man nicht das Haus verlässt. Etwas Kreatives machen. Einfach nur dasitzen, bei den Kindern, bei einer kranken Person. Still sein. Trödeln und Zeit verschwenden. Aus dem Fenster schauen. Erbsen anbauen.

Viele Dinge lohnen sich nicht. Wir verschwenden damit unsere Zeit, Kraft und unser Geld. Sie sind nicht effizient und tragen ein fettes Minus am Ende der Kosten-Nutzen-Rechnung. Aber wenn wir sie dennoch tun und den „es lohnt sich nicht“-Gedanken in seine Schranken verweisen, dann kann es passieren, dass gerade die Dinge, die sich nicht lohnen, uns unglaublich glücklich machen. So geht es zumindest mir. 

Wenn ich dort in meinem Garten in der Sonne sitze und eine gefühlte Ewigkeit für ein winziges Schüsselchen Erbsen brauche, dann fühle ich mich, als wäre ich unglaublich reich.

Denn wer kann es sich schon leisten, seine Zeit (fürs Erbsenpulen) zu verschwenden? Ich! Ich kann es mir leisten. Wie beschenkt muss ich sein, dass ich mir das einfach so herausnehmen kann! 

Erstaunlicherweise sind es genau diese kleinen Momente, in denen ich Dinge tue, die auf den ersten Blick nicht lohnenswert aussehen, die das Leben so kostbar machen. 

Das erinnert mich an einen Gott, der so unglaublich ineffizient ist, dass es mich manchmal zur Weißglut treibt. Der den Menschen so geschaffen hat, dass er einen Großteil seiner Zeit mit Schlafen verschwendet.

Der sich einen Tag auswählt und sagt: „Der gehört mir. Und das Wichtigste ist, dass ihr da nichts tut!“ Der dem Einzelnen begegnet und nicht der Masse. Der es scheinbar nie eilig hat. Der so viel Schönheit schuf sogar an Orten, wo man sie nicht sehen kann. Und der sich auf all die hoffnungslosen Fälle einlässt, die wir schon längst abgeschrieben hätten. Wer kann es sich leisten, seine Zeit mit all dem zu verschwenden? Jemand, der unglaublich reich sein muss.

Vielleicht sollten wir wieder öfter Dinge tun, die sich eigentlich nicht lohnen.

Buchauszug aus: Anne Gorges, Bin im Garten – Jesus treffen: Geschichten vom Wachsen und Staunen, 192 Seiten, 20 Euro, Neukirchner Verlagsgesellschaft 2025.

Weitere Sommergeschichten gibt es täglich in „Aufgeweckt“ und „Der Feierabend“ auf ERF Plus und findest du auf unserer Sommergeschichten-Sonderseite bis zum 17. August.
 

Anne Gorges


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Quelle: Von Erbsen und anderen Dingen, die sich eigentlich nicht lohnen

von youthweb

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