Impulse

Übersicht »

„Ich bin Schöpfung“

erstellt am 01.07.2025 00:00:00

Ich bin sehr privilegiert aufgewachsen, auch wenn es auf den ersten Blick nicht danach aussieht. Und zwar auf einem Bauernhof. Wir hatten als Familie keine großen Reichtümer oder konnten mehrmals im Jahr teure Urlaube machen. Aber das Privileg meiner Kindheit war etwas anderes: die Nähe zur Natur. Ich bin barfuß über warme Wiesen gelaufen und meine Tage rochen nach frischem Gras und Stall. 

Das Dorf, in dem ich groß geworden bin, war klein. Und wenn ich „klein“ sage, meine ich: Dort lebten mehr Tiere als Menschen, die Straßen hatten keine Namen, Wiesen und Wälder gab es, so weit das Auge reichte, und statt Verkehrslärm rauschte der Wind durchs Maisfeld. 

Draußen auf dem Land 

Der Bauernhof ist untrennbar mit meiner Kindheit verbunden. Eine meiner frühesten Erinnerungen ist das frisch duftende Gras, das meine Großeltern im Sommer von der Wiese holten. Wenn das typische Quietschen des alten Anhängers aus der Ferne zu hören war, ging im Stall ein wildes fröhliches Kuhkonzert los.

Bis ich sechzehn war, haben meine Eltern ihren Lebensunterhalt mit Milchkühen verdient. Die Kühe waren für mich mehr Nachbarn als Nutztiere – ihr Schnauben, Muhen und Stampfen gehörte zum Grundrauschen meines Zuhauses. 

Der Bauernhof ist untrennbar mit meiner Kindheit verbunden. 

Diese Geräuschkulisse gehörte genauso zu meinem Alltag wie das Gefühl von Gras, Stroh und Erde und glitschigen Steinen im kalten Bach unter meinen Füßen. Seit ich denken kann, lagen die Schuhe den Sommer über in der Ecke. Sobald der Boden (meiner Meinung nach) warm genug war, lief ich barfuß herum. Ob beim Spielen mit anderen Kindern, Fahrradfahren oder wenn ich meinen Eltern bei der Arbeit half: Nackte Füße sind für mich der Inbegriff meiner Kindheit. Und von Freiheit. 

Durch den Beruf meiner Eltern und Großeltern verbrachten wir unseren Alltag draußen. Mein Bruder und ich wollten bei allem dabei sein. Wo wir helfen konnten, halfen wir: Wir rechten Gras, teilten das Futter für die Kühe aus und halfen beim Melken. Wir spielten im Heu und Stroh, was weniger hilfreich, dafür umso spaßiger war. 

Später übernahm ich die Aufgabe, die Jungtiere zu füttern – egal bei welchem Wetter. Eins meiner persönlichen Highlights war es, die Kälbchen spazieren zu führen. Ich erinnere mich noch genau an das weiche, lockige Fell und die nasse Kälbchennase, die immer auf der Suche nach meinen Fingern war, um daran zu nuckeln. 

Zwischen Hecke und Hochhaus 

Erst mit der Zeit wurde mir bewusst, wie privilegiert diese Erfahrungen waren und wie sehr sie mich geprägt haben. Je älter ich wurde, desto kürzer wurde die Zeit, die ich draußen verbrachte, und die Tage, an denen es akzeptabel war, barfuß zu laufen, wurden immer weniger. 

Was aber geblieben ist: Ich fühle mich draußen in der Natur zuhause. 

Als ich mit 20 in die Stadt gezogen bin, habe ich festgestellt, dass meine Sicht auf die Natur nicht selbstverständlich ist. Dass viele Menschen den Unterschied zwischen Heu und Stroh nicht kennen. Gras sollte nur in Parks betreten werden und um Himmels willen sollte man niemals draußen barfuß herumlaufen. 

In unseren Städten sind Rasenflächen, Bäume, Hecken und Büsche gezielt zwischen Häusern, Parkplätzen oder an Spielplätzen gepflanzt, um etwas Grün in die Betonflächen zu mischen. Ich habe das Gefühl, viele Menschen sehnen sich nach der Natur, haben aber gleichzeitig Berührungsängste. 

Eine Welt in grün und blau 

Dabei ist die Natur so eine Bereicherung für uns Menschen! Sie reduziert Stresshormone, beruhigt den Puls, stärkt das Immunsystem. Wer viel draußen ist, schläft besser, denkt klarer, fühlt sich freier. Blaues Licht – wie das Tageslicht – macht uns wach und sorgt dafür, dass Endorphine und Serotonin ausgeschüttet werden. Grünes Licht wie in Wäldern oder auf Grasflächen beruhigt. Beide Farben regulieren unsere Herzfrequenz und helfen uns so, konzentriert und ohne Druck zu arbeiten. 

Ich bin Teil der Natur. Das merke ich durch den wohltuenden Effekt, den sie auf mich hat. Wenn ich überfordert bin, gehe ich nach draußen. Ich spüre sofort, wie sich ein Schalter in mir umlegt. 

Die frische Luft, das Zwitschern der Vögel, das Rauschen der Bäume beruhigen mich mehr als alles andere. 

Sein und Staunen  

Einer meiner liebsten Ausblicke ist der bunte Himmel, wenn die Sonne untergeht. Dann stelle ich mir vor, dass Gott sich mit einem überdimensionalen Pinsel ausgetobt hat. Der zweite Vers aus Psalm 19 spricht mir dabei direkt aus dem Herzen. Dort steht: „Der Himmel verkündet die Herrlichkeit Gottes und das Firmament bezeugt seine wunderbaren Werke.“ Wie wahr! 

Draußen erkenne und erlebe ich Gott. 

Die Natur ist das Werk eines genialen und liebenden Schöpfers, genauso wie wir. Es ist leicht, das zu vergessen. Wir bauen uns Häuser und Städte, entwickeln Technologien, erschaffen künstliche Welten. Und wundern uns, wenn wir müde, überfordert oder innerlich leer sind. 

Was, wenn die Antwort auf viele unserer Fragen längst draußen vor unserer Nase liegt? Was, wenn ein Spaziergang an der frischen Luft, barfuß durch Gras, Wasser oder Sand zu gehen, oder ein staunender Blick zum Himmel mehr bewirkt als der neueste Ratgeber? 

Ich möchte mit dem verbunden bleiben, was Teil von mir ist und von dem ich Teil bin. Berge, Bäume, Wasser, Wind und Tiere – wir haben den gleichen Schöpfer. Und vielleicht war das der größte Luxus meiner Kindheit: mich als Teil der Natur zu fühlen, ihrem Rhythmus zu folgen. Mich in ihr zu bewegen und zu ruhen. Sein und Staunen. 

Maria Dietz


Gerne stellen wir Ihnen unsere Inhalte zur Verfügung. Und würden uns sehr freuen, wenn Sie unsere Arbeit mit Ihrer Spende fördern. Herzlichen Dank! Jetzt spenden

Quelle: „Ich bin Schöpfung“

von youthweb

 0 Kommentare

Melde dich an, um einen Kommentar zu schreiben.

Vergebung

Jeremia3134

Kennst du das auch? Zwar bin ich ein lebendiges Kind Gottes, aber wie oft scheitere ich an meinen festgefahrenen Gewohnheiten und Verhaltensweisen. Wie oft bin ich wieder einmal niedergeschlagen, weil ich mich an Gott versündigt habe. Wie oft habe ich M…

4 Kommentare