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Im Alltag fehlt mir häufig die Zeit für längere Gespräche mit Gott. Vor dem Essen ein kurzes Dankgebet, vor dem Einschlafen ein Nachtgebet und in schwierigen Momenten ein Stoßgebet – mehr lässt mein hektischer Tagesablauf oft nicht zu.
Allerdings tut sich unter der Woche immer wieder ein bestimmtes Zeitfenster auf: mein Weg zur Arbeit. Zwei Mal pro Woche sitze ich anderthalb Stunden im Auto. Drei Stunden Zeit – für Musik, Podcasts und Gebet. Besonders die Fahrt am frühen Morgen ist für mich zu einer wertvollen Zeit mit Gott geworden.
Ich genieße den schönen Sonnenaufgang, meinen Coffee to go und das stille Gespräch mit Gott. Ich erzähle ihm, was heute ansteht, wofür ich dankbar bin, was mir Sorgen macht und vieles mehr. Und ich denke an bestimmte Menschen, denen es gerade nicht gut geht oder die vor großen Herausforderungen stehen.
Wenn es einen langen Atem braucht
Zur Zeit bete ich auf meinen Autofahrten immer wieder für eine mir sehr wichtige Person, deren Lebensumstände belastend sind. Ich bitte Gott, dass er sie stärkt, ermutigt und positive Veränderungen bewirkt. Doch bislang scheint sich wenig zu verbessern – eher das Gegenteil: Die Herausforderungen wachsen, die Zweifel an Gott ebenfalls.
Auch für mich selbst bete ich schon lange um eine bestimmte Veränderung. Aber nichts passiert. Stillstand. Ist das ein Nein von Gott? Oder heißt das „Noch nicht jetzt“? Wann wird Gott wohl endlich handeln? Ich weiß es nicht. Diese Ungewissheit auszuhalten, fällt mir schwer. An manchen Tagen spüre ich in mir eine Mischung aus Enttäuschung, Frust, Ungeduld und Zweifel.
Die Bibel ermutigt uns, gerade in schweren Zeiten am Gebet festzuhalten: „Seid fröhlich als Menschen der Hoffnung, bleibt standhaft in aller Bedrängnis, lasst nicht nach im Gebet“ (Römer 12,12). Doch nicht immer fühlt sich das Gebet so fröhlich und hoffnungsvoll an – gerade, wenn sich scheinbar nichts bewegt. In solchen Zeiten weiter zu beten, fordert mich heraus.
Gebet: Eine Vertrauensübung
Und doch: Was wäre die Alternative? Mir kommt das Lied „Wohin sonst“ in den Sinn. Da heißt es: „Herr, wohin sonst sollten wir gehen? Wo auf der Welt fänden wir Glück? Niemand, kein Mensch kann uns so viel geben wie du. Du führst uns zum Leben zurück. Nur du, nur du schenkst uns Lebensglück.“[1]
Diese Zeilen erinnern mich daran: Bei Gott sind meine Gebetsanliegen gut aufgehoben – auch wenn ich (noch) keine Veränderung sehe. Wem sonst könnte ich meine Gedanken, Wünsche und Sehnsüchte anvertrauen?
Gott hört. Auch dann, wenn ich erstmal keine Antwort bekomme. Selbst wenn ich keinen Ausweg sehe, sind Gottes Möglichkeiten größer als meine Vorstellungskraft. Das macht mich allen Herausforderungen zum Trotz zu einem fröhlichen Menschen der Hoffnung, wie es der Vers aus Römer 12 so schön beschreibt.
Ob, wann und wie Gott handelt, liegt nicht in meiner Hand. Aber ich darf seiner Zusage Glauben schenken: „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen“ (Römer 8,28).
Mein Gebet wird damit zu einer Übung des Vertrauens.
Indem ich weiter bete, vertraue ich darauf, dass Gott mich hört.
Dass er es gut mit mir meint. Dass er mir nahe ist. Dass er die gesamte Situation überblickt und den Ausweg kennt, wo ich nur Chaos und kein Licht am Ende des Tunnels sehe. Dass er mit mir durch schwere Zeiten geht und mir – trotz allem – Hoffnung, Trost und Frieden schenken möchte.
Weiterbeten, obwohl es schwerfällt
Was hilft, im Gebet dranzubleiben? Mehr Gebet! Das klingt zunächst paradox. Wenn es mir gerade total schwerfällt, weiterhin für meine Anliegen zu beten und Gott zu vertrauen, sage ich es ihm. Denn auch meine Schwierigkeiten mit dem Gebet kann ich ehrlich vor Gott bringen und ihn um Hilfe bitten. Das stärkt und vertieft unsere Beziehung.
Gerade wenn ich kein Licht am Ende des Tunnels sehe, hilft mir auch der Blick zurück. Welche meiner Gebete hat Gott schon erhört? Welche Situationen hat er zum Guten verändert? Wann hat er mir konkret Hilfe, Heilung, Trost oder eine neue Perspektive geschenkt? Es gibt mir Kraft, mich an diese Gebetserhörungen zu erinnern oder sie aufzuschreiben. Das motiviert mich, die nächste Wegstrecke im Gebet zu gehen.
Außerdem hilft es mir, meine Anliegen mit anderen zu teilen. Zu wissen, dass andere mitbeten, ermutigt mich sehr. Besonders dann, wenn mir selbst die Worte fehlen und ich im Gebet nur stumm vor Gott verharren kann. Auch das gemeinsame Gebet tut mir gut. Diese Zeiten sind wie Balsam für meine Seele. Ich spüre: Ich bin nicht allein mit meinen Sorgen.
Das sind drei Mittel, die mir helfen, im Gebet dranzubleiben. Meine Autofahrt zur Arbeit ist eine regelmäßige Gelegenheit, im Gespräch mit Gott zu bleiben – auch dann, wenn der Weg noch unklar ist.
Gibt es etwas, für das du schon lange betest? Was hilft dir, dranzubleiben? Teile deine Erfahrungen gerne in den Kommentaren – vielleicht wird dein Zeugnis zur Ermutigung für andere.
[1] Thea Eichholz-Müller, Wohin sonst, 2000 Gerth Medien Musikverlag: https://www.thea-eichholz.de/lieder-a-z/wohin-sonst/
Sarah-Melissa Loewen
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Quelle: Gebet, das nicht aufgibt