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In Gottes Tempo leben

erstellt am 03.07.2025 00:00:00

Sehnst du dich nach Entschleunigung, tust aber alles dafür, damit die Ruhe dich nicht findet? Mir geht es so – auch jetzt in diesem Moment. Ich schreibe diese Zeilen unter Druck, um vor meinem Urlaub den Artikel noch fertigzukriegen, um danach wieder entspannt in die Arbeit zu starten. Sprich: Ich mache mir Stress, um später weniger Stress zu haben. Klingt unlogisch, ist es vermutlich auch.

Dennoch sieht mein Leben oft so aus. Tag für Tag hetze mich durch meine Aufgaben, um am Ende des Tages ein bisschen Entspannung zu finden. Aber dann will die Ruhe nicht kommen – oder mir nimmt das nächste To-Do auf meiner Liste dieselbe. Vielleicht geht es dir ähnlich.

Jedenfalls ist es Ironie des Schicksals, dass auf meiner Ideenliste ausgerechnet das Thema über einen langsamen Lebensstil ganz oben steht, während ich am Computer die Minuten ablaufen sehe und mich frage, ob es zeitlich machbar ist, vor dem Urlaub noch einen Artikel dazu zu schreiben.

Aber wann kann ich besser über die Notwendigkeit eines entschleunigten Lebens schreiben als jetzt, wo ich so weit davon entfernt bin und mich gleichzeitig so danach sehne?

Entschleunigter leben – geht das überhaupt?

Langsamer leben und wachsen ist ein Thema, über das ich in dem Buch „In der Ruhe liegt die Kraft“ von Jennifer Dukes Lee gestoßen bin. Nach einigen Jahren im Düsentrieb-Modus merkte ich: So kann es nicht weitergehen. Gleichzeitig liegt es mir nicht, mich faul zurückzulehnen. Ich suchte nach einem Weg, Entschleunigung in mein Leben zu bringen, ohne innerlich oder äußerlich stehenzubleiben.

Jennifer Dukes Lee spricht in ihrem Buch genau dieses Dilemma an. Sie hat selbst erlebt, dass Wachstum nach dem Motto „Höher, schneller, weiter“ am Ende in die Erschöpfung führt. In der Natur beobachtet sie dagegen Prinzipien für langsames und nachhaltiges Wachstum. Auf diese geht sie in ihrem Buch ein und zeigt auf, wie sie auf unser menschliches Leben übertragbar sind.

Besonders fünf Tipps fand ich bei der Lektüre hilfreich, um erste Schritte in Richtung eines langsamen und somit natürlicheren Wachstums zu gehen. 

1. Lebe im Hier und Jetzt

Ein einfacher Tipp – und doch schwer zu befolgen. Vielleicht hast du es bemerkt. Am Anfang dieses Artikels war ich nicht präsent. Ich rechnete in Gedanken aus, wie viel Zeit mir bis zum Urlaub bleibt, statt mich auf das Schreiben zu konzentrieren. Das ist keine gute Voraussetzung, um diese Aufgabe zu erledigen. 

Vor allem aber ist es keine gute Lebenshaltung. Denn sie verlagert nicht nur Ruhe und Entspannung in die Zukunft, sondern stört auch meine Schaffenskraft. Wenn ich in Gedanken schon bei der nächsten Aufgabe bin, erledige ich die aktuelle unkonzentriert und schleppender und habe dementsprechend keine Freude daran.

Noch schlimmer ist es, wenn ich auch in meiner Freizeit nie im Moment verharre, sondern immer an das Nächste denke oder an das, was gerade nicht ist. An regnerischen Sonntagen schaue ich oft deprimiert nach draußen, weil ich keinen Ausflug machen oder wandern kann. Dabei könnte ich ein Spiel rausholen oder bei Tee und Gebäck in einem Roman schmökern.

Die Bibel erinnert uns an ganz vielen Stellen daran, dass zum einen unsere Pläne jederzeit durchkreuzt werden können und zum anderen unser Leben begrenzt ist.

Niemand von uns weiß, ob er am nächsten Morgen aufwacht oder gar die nächste Stunde erlebt – und doch vergessen wir das oft und damit die Bedeutung des Augenblicks.

In Sprüche 16,9 heißt es: „Das Menschenherz macht Pläne – ob sie ausgeführt werden, liegt beim Herrn.“ Und in Prediger 9,7-10 findet der Schreiber noch klarere Worte: „Darum iss dein Brot und trink deinen Wein und sei fröhlich dabei! (…) Nimm das Leben als ein Fest (…). Wenn sich dir die Gelegenheit bietet, etwas zu tun, dann tu es mit vollem Einsatz. Denn du bist unterwegs zu dem Ort, von dem kein Mensch wiederkehrt. Wenn du tot bist, ist es zu Ende mit allem Tun und Planen, mit aller Einsicht und Weisheit.“

Was möchtest du heute bewusst in dem Wissen genießen, dass dein Leben endlich ist? Wo bist du nicht präsent? Gönne dir heute einen Augenblick, in dem du ganz da bist. Und am besten auch gleich morgen und übermorgen.

2. Verbanne die Eile!

Wenn ich im Garten etwas anpflanze, brauche ich Geduld. Ein Rosenstrauch wächst nicht von einem auf den anderen Tag, ein Baum erst recht nicht. Doch wir Menschen glauben, dass wir anders als andere Geschöpfe unsere Entwicklung durch Eile beschleunigen können.

Das ist aber meist nicht der Fall – oder es kostet uns einen hohen Preis. Wenn ich schnell nach dem Start ins Berufsleben auf der Karriereleiter aufsteige, fühlt sich das toll an. Später merke ich vielleicht: Ich bin innerlich noch nicht bereit für die Verantwortung, die ich trage. Ich habe zwar das nötige Fachwissen, aber die nötige Lebenserfahrung konnte ich noch nicht machen. 

Auch in anderen Lebensbereichen bringt uns Ungeduld nicht weiter. Eine Partnerschaft etwa wächst mit der Zeit und nicht, weil ich mit meinem frischgebackenen Mann jeden Ehekurs besuche, der mir vor die Füße fällt. Keine Frage, das kann helfen, aber um als Paar zu reifen müssen wir unsere eigenen Erfahrungen machen.

Vieles, was uns im Leben wichtig ist, gelingt nicht besser oder schneller, wenn wir uns abhetzen. Ungeduld und Hektik zahlen sich am Ende nicht aus. Selbst durch Rasen auf der Autobahn gewinnen wir nur wenige Minuten. Warum also die Eile?

Ich glaube, wir geben uns gerne der Illusion hin, möglichst viel in möglichst kurze Zeit packen zu können. Wir sehen, wie begrenzt unser Leben ist, und denken: Wenn wir schnell machen, passt da mehr rein. Hier und da gelingt das. Wenn ich mich beim Putzen beeile, bin ich wirklich schneller fertig.

Aber Eile erfordert immer auch Anstrengung. Ich muss mehr Energie aufwenden, um eine Sache in kürzerer Zeit zu erledigen. Diese Energie muss ich danach wieder auffüllen. Das vergessen wir meist. Wir wundern uns höchstens, warum wir immer so erschöpft sind.

Eile hat einen hohen Preis und bringt in vielen Fällen wenig bis zum Teil gar nichts. Daher verbanne sie aus deinem Leben.

Frage dich heute: Was kannst du in Zukunft langsamer tun und hätte dies wirklich einen Nachteil?

3. Erteile Mangeldenken eine Absage!

Eile und auch unsere Unfähigkeit, im Hier und Jetzt zu leben, haben oft eine tiefere Ursache: chronisches Mangeldenken. Mangeldenken lenkt unseren Blick auf die Dinge, die wir nicht haben oder sind. Doch wenn ich mich vor allem damit beschäftige, was mir fehlt, ist es natürlich, dass ich mich ständig gehetzt und unter Druck gesetzt fühle.

„Meine Freundin hat schon ihr drittes Kind und ich noch nicht mal einen Partner – da muss ich mich jetzt aber ranhalten.“ „Mein bester Kumpel ist Teamleiter und ich habe seit Jahren die gleiche Position inne – langsam wird es Zeit für den nächsten Karriereschritt.“ „Unser Hauskreis wächst schon lange nicht mehr – irgendwas machen wir falsch.“

Unbesehen, die Unzufriedenheit in diesen Beispielen ist verständlich und es ist sinnvoll, Dinge zu ändern, die wir als mangelhaft erleben. Doch wenn wir unser ganzes Leben nur unter dem Aspekt betrachten, was uns noch fehlt, führen wir nicht nur ein unglückliches, sondern auch ein getriebenes Leben. Dann hetzen wir diesem Mangel hinterher.

Aber Mangeldenken ist immer einseitig. Es setzt Fakten nicht in Relation zueinander. Ich mache mir dann nicht bewusst, dass mein Kollege mehr Zeit auf Dienstreisen als mit seiner Familie verbringt oder meine Freundin Abend für Abend am Bett ihrer Kinder verbringt und nicht mehr ausgehen kann.

Vor allem aber drückt Mangeldenken Misstrauen gegenüber Gott aus. Ich glaube dann nicht, dass das, was ich bereits habe und bin, genug ist.

Und ich vertraue nicht darauf, dass Gott mir das, was mir gerade fehlt, noch schenken kann – und vielleicht auch schenken wird. Ich richte meinen Blick stattdessen allein darauf, wie ICH erreichen kann, was mir jetzt fehlt. Solch eine Haltung führt zu Hetze und tiefer Unzufriedenheit.

Wenn ich dagegen wahrnehme, was Gott schon in meinem Leben hat wachsen lassen, fällt es mir leichter, darauf zu vertrauen, dass dies auch in den Bereichen so sein kann, die aktuell brachliegen. Dann kann ich Zufriedenheit im Mangel erlernen und bringe so auch die inneren Gründe für meine äußere Unruhe zum Schweigen.

4. Alles hat seine Zeit

Im Leben gibt es für alles eine Zeit. Letztens habe ich am gleichen Tag meine Großeltern im Altenheim besucht und war mit meinem Mann auf einem Volksfest. Ich wusste, ich habe meine Oma vielleicht das letzte Mal gesehen, und doch habe ich abends getanzt. Denn mir ist bewusst: Feiern und trauern, arbeiten und ausruhen, Menschen willkommen heißen und von ihnen Abschied nehmen – all das gehört zum Leben. Manchmal steht es sogar direkt nebeneinander und wir erleben gleichzeitig Schmerz und Glück.

Im biblischen Buch Prediger führt der Schreiber dies in vielen Beispielen aus: „Alles, was auf der Erde geschieht, hat seine von Gott bestimmte Zeit: geboren werden und sterben, einpflanzen und ausreißen, töten und Leben retten, niederreißen und aufbauen, weinen und lachen, wehklagen und tanzen, Steine werfen und Steine aufsammeln, sich umarmen und sich aus der Umarmung lösen, finden und verlieren, aufbewahren und wegwerfen, zerreißen und zusammennähen, schweigen und reden. Das Lieben hat seine Zeit und auch das Hassen, der Krieg und der Frieden“ (Prediger 3,1-8).

Doch obwohl uns Menschen bewusst ist, dass das Leben diese verschiedenen Zeiten hat, wehren wir uns oft dagegen. Denn es gibt nun mal Lebensphasen, die wir deutlich schöner finden als andere. Wir wollen nicht trauern oder krank sein, wenn andere um uns her gerade feiern. Insgeheim wünschen wir uns ein Leben, in dem das Positive immer die Oberhand hat.

Wir wollen die schweren Zeiten nicht und glauben, dass wir ihnen mit Eile entfliehen oder zuvorkommen können. Wir denken, dass die Trauer um den Ehepartner schneller vergeht, wenn ich bald eine neue Liebe finde. Oder dass es leichter wird, in Rente zu gehen, wenn ich mir schon vor dem Renteneintritt meine Tage im nächsten Lebensabschnitt genauso vollpacke wie vorher im Job.

Aber das Leben ändert sich, das können wir nicht verhindern. Wir alle werden geliebte Menschen zu Grabe tragen, wir alle werden durch Krankheit, Schmerz und Leid gehen. Und es wird uns umso leichter fallen, wenn wir dies als natürlichen Teil des Lebens akzeptieren, statt dagegen anzukämpfen. Auch schöne, aber stressige Zeiten wie die Kleinkindphase unserer Kinder oder eine Hochphase im Job gehen oft schneller vorbei, als uns lieb ist.

Die Bibel lehrt uns: Viele Zeiten im Leben sind nur eine Phase – sowohl im Schönen als auch im Schweren, das sie bereithalten.

Das kann uns in schweren Lebenszeiten ein Trost sein, aber uns auch generell Gelassenheit schenken. Denn nicht alles muss hier und heute stattfinden. 

5. Vertraue auf die Zusagen Christi!

In der Bibel macht Gott Menschen, die nach seinem Willen fragen, viele Zusagen. Er spricht Josua zu: „Sei mutig und entschlossen! Hab keine Angst und lass dich durch nichts erschrecken; denn ich, der Herr, dein Gott, bin bei dir, wohin du auch gehst!“ (Josua 1,9). Und Jesus verspricht seinen Nachfolgern: „In der Welt wird man euch hart zusetzen, aber verliert nicht den Mut: Ich habe die Welt besiegt!“ (Johannes 15,19).

Dies sind nur zwei Zusagen aus der Bibel, die mir selbst immer wieder neuen Mut schenken. Beim eigenen Stöbern in Gottes Wort entdeckst du noch viele weitere. Doch was haben diese Zusagen Gottes mit einem entschleunigten Lebensstil zu tun?

Ganz einfach: Wenn ich um Gottes Zusagen und Versprechen weiß, kann ich gelassener leben. Wenn ich weiß, dass Gott auch in harten Zeiten bei mir ist, stehe ich stressige Situationen in Job oder Familie besser durch. Wenn ich weiß, dass er mit mir geht, wird der gefürchtete Umzug in ein Seniorenheim leichter oder der Weg zur Beerdigung meines Partners.

Wo ich um Gottes Beistand weiß, bin nicht mehr ich allein dafür zuständig, dass mein Leben gelingt. Es kommt dann nicht mehr darauf an, dass ich alles im Griff habe.

Stattdessen erkenne ich, dass nicht meine perfekte Zeitplanung, nicht meine Eile oder Produktivität mir Sicherheit geben, sondern ich in letzter Konsequenz von Gottes Zusagen getragen bin. Dies entlastet unheimlich und gibt mir die Freiheit, auch innerlich wirklich entschleunigt zu leben.
 

Rebecca Schneebeli


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Quelle: In Gottes Tempo leben

von youthweb

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