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„All you need is love“ – wahrscheinlich geht dir bei diesem Titel sofort eine Melodie durch den Kopf. Der Welthit von den Beatles wurde 1967 für die erste weltweit ausgestrahlte Live-Fernsehsendung per Satellit aufgenommen. Der Titel der Sendung war passenderweise „One World“ – also „Eine Welt“. Mehrere Hundert Millionen Menschen aus 30 Ländern haben zugeschaut.
All you need is love – alles, was Du brauchst, ist Liebe. Damit können Menschen überall auf der Welt etwas anfangen. Liebe ist eine universelle Sehnsucht. Jeder Mensch, egal welcher Nationalität, Religion oder Gesellschaftsschicht er angehört, braucht und sehnt sich nach Anerkennung und Wertschätzung – also Liebe.
Den Liebestank des anderen füllen
Der US-amerikanische Beziehungsberater und Pastor Gary Chapman hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, anderen Menschen dabei zu helfen, sich gegenseitig zu lieben. Von ihm stammt das Konzept der fünf Sprachen der Liebe. 1992 erschien dazu erstmals sein Buch „The five love languages“ in den USA. Das Buch eroberte dort die Bestsellerlisten. 2003 folgte dann die deutsche Erstausgabe unter dem Titel „Die fünf Sprachen der Liebe“.
Was genau verbirg sich hinter diesem Beziehungskonzept? Kurz zusammengefasst geht Chapman davon aus, dass jeder Mensch eine Art Liebestank hat, der gefüllt werden muss, damit wir uns geliebt fühlen. Das Problem ist aber, dass sich dieser Liebestank nicht bei allen Menschen auf die gleiche Weise auffüllt. Denn wir alle sprechen und verstehen unterschiedliche Liebessprachen.
Wenn man die Sprache des anderen Menschen nicht oder nur wenig spricht, kann es daher sein, dass sich der Partner oder die Freundin nicht geliebt fühlt, obwohl wir es ihm oder ihr in unserer Sprache sagen. Das führt zu großen Missverständnissen und leeren Liebestanks auf beiden Seiten. Deswegen ist es so wichtig, die Liebessprache des anderen zu kennen und sprechen zu lernen.
Wer die fünf Sprachen der Liebe kennt, muss mit radikalen Verhaltensänderungen rechnen! Menschen benehmen sich anders, wenn ihr Liebestank gefüllt ist. – Gary Chapman
Im Folgenden gehe ich die fünf Liebessprachen der Reihe nach durch. Vielleicht entdeckst du dabei zum ersten Mal deine eigene Liebessprache oder erahnst, welche Sprache dein Partner oder die Nachbarin spricht. Dieser Artikel soll dir vor allem dabei helfen, die Liebessprache deiner Mitmenschen besser sprechen zu lernen und ihren Liebestank zu füllen.
Liebessprache Nr. 1: Lob & Anerkennung
„Eine Möglichkeit, Liebe auszudrücken ist der Gebrauch Mut machender Worte“, schreibt Chapman. Ein wesentlicher Teil dieser Liebessprache besteht darin, dem anderen ein aufrichtiges Kompliment zu machen.
Ich freue mich immer total, wenn mich meine Familie für das Essen lobt. Oder der Klassiker: Wenn mir mein Mann ein Kompliment für mein Aussehen macht. Es ist eine Binsenweisheit, dass wir uns alle über ehrliche Komplimente freuen. Aber wenn jemand diese Liebessprache spricht, dann füllt sich mit jedem Kompliment sein Liebestank! Also: Überlege und habe ein offenes Auge, wofür du anderen Komplimente machen kannst.
Ein anderer Dialekt dieser Liebessprache ist es, Menschen zu ermutigen. Wenn wir das Potenzial in unserem Gegenüber erkennen, können wir ihn dazu auch ermutigen! Mein ehemaliger Chef war so ein Ermutiger für mich. Es ging um eine Aufgabe, die ich bis dahin noch nie gemacht hatte. Aber er hat gesehen, dass ich sie wahrscheinlich gut meistern werde, und mir dann vorgeschlagen, es auszuprobieren.
Also: Wenn du den Eindruck hast, da könnte jemand etwas gut und traut sich vielleicht nicht, dann ermutige diese Person! Spricht sie diese Sprache, fühlt sie sich dadurch nicht nur wertgeschätzt, sondern auch geliebt.
Wenn es dir eher schwerfällt, anderen Komplimente zu machen oder sie zu ermutigen, dann führe eine Liste mit positiven Dingen, die dir an einer Person auffallen. Was macht der andere gut und was schätzt du an ihm? Dann schreibe ihm oder ihr vielleicht hin und wieder eine WhatsApp-Nachricht oder verschicke einen guten, alten Brief. Aber vielleicht traust du dich auch, es der Person direkt zu sagen, wenn sich die nächste Situation dazu ergibt. Er oder sie wird sich sicherlich freuen!
Ein dritter Dialekt dieser Sprache sind freundliche Worte. Ein freundlicher Umgangston sollte im Miteinander eigentlich selbstverständlich sein. Aber wenn es dir geht wie mir, dann kann es nicht schaden, noch ein bisschen besser auf das eigene Mundwerk aufzupassen.
Gerade im Familienalltag sagt man häufig härtere Worte als nötig. Das heißt nicht, dass du nichts Kritisches mehr sagen darfst. Aber vielleicht kannst du die Kritik mit einem Schuss Humor vermitteln? Das macht schon einen riesigen Unterschied! Also: Gebrauche freundliche Worte im Umgang mit anderen, um ihren Liebestank zu füllen.
Liebessprache Nr. 2: Zweisamkeit
Zeit ist etwas, das jeder von uns nur begrenzt zur Verfügung hat. Wenn wir also für jemand anderen eine halbe oder eine Stunde in unserem Tagesablauf freihalten, dann verschenken wir tatsächlich etwas von unserer wertvollen Lebenszeit. Das ist ein Zeichen der Wertschätzung.
Mir fällt das schwer. Mein Leben ist sehr voll und ich bin oft so durchgetaktet, dass kaum Leerräume da sind. Ich glaube, es geht vielen Menschen ähnlich. Von daher kann es eine echte Herausforderung sein, diese Sprache der Liebe mit einem anderen Menschen zu sprechen.
Ein Dialekt dieser Liebessprache ist ungeteilte Aufmerksamkeit. Wenn der andere mir beispielsweise von seinem Tag erzählt, was er erlebt hat oder wem er begegnet ist, dann spreche ich seine Liebessprache, indem ich ihm einfach aufmerksam zuhöre.
Dazu gehört es, das Handy zu ignorieren, Augenkontakt zu suchen, Nachfragen zu stellen und versuchen zu verstehen und nicht sofort eine Lösung zu präsentieren, wenn es um ein Problem geht. Das gibt dem anderen das Gefühl wertvoll zu sein und füllt seinen Liebestank.
Mir fällt das besonders schwer, wenn mir meine Söhne zum hundertsten Mal von ihrem Lieblingscomputerspiel erzählen. Aber ich weiß, wie wichtig es ist, ihnen zuzuhören, weil dieses Thema ihnen gerade viel bedeutet. Sie fühlen sich dadurch von mir geliebt.
Ein weiterer Dialekt dieser Liebessprache ist, gemeinsam etwas zu unternehmen oder zu erledigen. Meinem Mann beispielsweise bedeutet es sehr viel, wenn wir gemeinsam den Heckenschnitt wegräumen, auch wenn er das ganz gut allein erledigen könnte.
Noch ein dritter Dialekt dieser Liebessprache ist der Gedankenaustausch. Dabei geht es nicht um Smalltalk, sondern darum, dass ich das mit jemand anderem teile, was mich bewegt. Zum Beispiel, was ich letztens gelesen oder auf Social Media gesehen habe. Ich habe irgendwann festgestellt, dass ich solche Sachen gerne poste, aber sie kaum mit den Menschen bespreche, mit denen ich im anlogen Leben zu tun habe.
Warum nicht mal umgekehrt: Ich unterhalte mich mit jemandem darüber, mit dem ich gerade zusammen bin, anstatt einen Gedanken oder eine lustige Begebenheit ins Metauniversum zu senden.
Und für ganz Mutige: Wage Echtheit! Ich teile mit dem anderen, wo ich Probleme habe und überfordert bin. Nicht, um Mitleid zu heischen, sondern damit wir uns gegenseitig stärken und echten Anteil aneinander nehmen. Das tut nicht nur mir selbst gut. Wenn jemand diesen Dialekt der Liebessprache spricht, fühlt er sich von mir geliebt, wenn ich mich ihm anvertraue und meine Gedanken mit ihm teile.
Liebessprache Nr. 3: Geschenke
Das ist angeblich die Sprache, die man am leichtesten lernen kann! Doch ein Geschenk setzt voraus, dass ich mich mit dem anderen beschäftige. Wenn es um ein Mitbringsel geht, sollte ich vorher in Erfahrung bringen: Mag der Gastgeber überhaupt Schokolade? Trinkt er eigentlich Wein?
Wenn ich auf der Suche nach einem Geburtstagsgeschenk bin, kann ich mich fragen: Kann der andere den Gegenstand, den ich schenken will, wirklich gebrauchen, oder hat er vielleicht schon genügend davon? Was wäre stattdessen eine sinnvolle Alternative? Oder würde er oder sie sich eher über etwas Selbstgemachtes freuen?
Ein Geschenk muss nicht ausgefallen oder teuer sein. Es geht eher darum, dem anderen zu zeigen: Ich habe an dich gedacht.
Geschenke sind meine Liebessprache. Als junge Erwachsene habe ich von einer früheren Freundin zu Weihnachten einmal eine selbstgestrickte Socke geschenkt bekommen. Nur eine Socke! Die andere sollte noch folgen, versicherte mir die Freundin. Dieses Versprechen hat sie auch eingehalten, aber für mich war das trotzdem wie ein kleiner Schock. Solch ein halbes Geschenk zu bekommen, hat sich für mich lieblos angefühlt. Nach dem Motto: Du bist es mir nicht wert, dass ich mir die Zeit nehme, um rechtzeitig beide Socken fertig zu stricken.
Ich vermute, unsere Freundschaft ist später unter anderem auch daran zerbrochen, dass wir die Liebessprachen der anderen nicht gesprochen haben. Ihr war nicht bewusst, wie wichtig mir Geschenke sind. Ich bin ihr umgekehrt Zeit und Anerkennung schuldig geblieben, für das, was sie in unsere Beziehung investiert hat. Leider habe ich manches als selbstverständlich hingenommen und nicht gesehen, dass sie mir damit ihre Liebe zeigen wollte.
Wenn du Mühe damit hast, Geschenkideen für deine Liebsten zu finden, dann kann es helfen, wenn du eine Liste erstellst mit all den Geschenken, über die sich der andere im Laufe der Jahre gefreut hat. Durch diese Aufstellung gewinnst du einen Eindruck, über welche Art Geschenk er oder sie sich am meisten freut.
Liebessprache Nr. 4: Hilfsbereitschaft
Wenn jemand diese Liebessprache spricht, zeigst du ihm deine Wertschätzung durch kleine Gefälligkeiten im Alltag: das Auto waschen, den Einkauf erledigen, die Wohnung putzen, einen Kuchen für das Fest backen und beim Umzug helfen. Solche Menschen sind meist selbst grundsätzlich bereit zu helfen und sind unheimlich wertvoll für ihre Mitmenschen. Denn sie sind der Kitt, der eine Familie oder einen Verein zusammenhält.
Wenn jemand in deinem Umfeld diese Liebessprache spricht, dann frag diese Person doch einfach mal, welche Hilfsleistungen ihr das Gefühl geben, besonders geliebt zu sein. Wenn sie dir konkrete Dinge nennt, dann notiere sie dir auf einer Liste. Dann kannst du bei Gelegenheit einen Punkt davon erledigen und der anderen Person damit einen Liebesdienst erweisen.
Vielleicht hat deine Freundin schon eine ganze Liste mit Dingen im Kopf, von denen sie sich wünscht, dass sie erledigt werden, für die sie aber Unterstützung braucht. Wenn du etwas von dieser Liste in Angriff nimmst, hast du am Ende nicht nur dabei geholfen, ein Bild aufzuhängen oder die Papiere für die Versicherung auf den neuesten Stand zu bringen. Du hast mit deiner praktischen Hilfe den Liebestank der anderen Person aufgefüllt.
Ich möchte es mir in diesem Zusammenhang auch wieder bewusst vornehmen, die Bitten meiner Kinder ernst zu nehmen und ihnen zeitnah nachzukommen. Es kommt immer wieder vor, dass sie mich bitten, etwas für sie zu erledigen oder eine Entscheidung zu treffen, ob sie dieses oder jenes haben können. Ich schiebe ihre Anliegen dann oft auf, weil sie mir nicht so wichtig vorkommen. Ihr wiederholtes Nachfragen sollte mich da eines Besseren belehren!
Liebessprache Nr. 5: Zärtlichkeit
Diese Liebessprache ist fast selbsterklärend. Eine herzliche Umarmung, ein fester Händedruck, ein Gutenachtkuss, Sexualität, eine Rückenmassage, ein freundschaftlicher Klopfer auf die Schulter – hier gibt es ganz viele unterschiedliche Dialekte. Zärtlichkeit ist eine unheimlich schöne Sprache.
Wie gut tut es mir, wenn die Freundin mich umarmt und liebevoll über den Rücken streicht, nachdem ich gerade geweint habe! Anderseits ist diese Liebessprache auch heikel. Wir lassen eben nicht jeden gerne nah an uns heran. Und was für den einen eine nett gemeinte Geste ist, ist dem anderen schon zu aufdringlich. Daher solltest du sensibel für die körperlichen Grenzen des anderen sein und im Zweifelsfall lieber nachfragen: Ist es in Ordnung, wenn ich dich umarme?
Auch Kinder haben ein sehr unterschiedliches Empfinden für Körperkontakt. Wenn wir ihnen unsere Liebe durch Zärtlichkeiten zeigen wollen, sollten wir vorher beobachten, ob sie sich gerne auf den Arm nehmen lassen oder lieber auf Distanz bleiben. Manche Kinder werden gerne durchgekitzelt oder rangeln sich, andere hingegen klatschen nur mit einem High Five ab. Das bedeutet ihnen mehr als eine enge Umarmung.
Zärtlichkeit ist eine Sprache, die gerade unter Ehepaaren sehr leicht zu sprechen ist: Händchen halten beim Spazierengehen, ein Verabschiedungskuss am Morgen, sich im Bett aneinander kuscheln oder auch miteinander schlafen – das alles hat einen natürlichen Platz in einer Partnerschaft. Das Paradoxe ist allerdings, dass viele Paare gerade im Bereich der Intimität die vielleicht größte Baustelle in ihrer Beziehung haben.
Ich glaube, das liegt oft daran, dass Paare nicht offen über ihre jeweiligen Bedürfnisse sprechen. Das kann dann sehr frustrieren. Was, wenn der eine zum Beispiel gerne auch mal Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit austauscht, der andere das aber gar nicht mag? Oder wenn sich bei der Intimität im Schlafzimmer im Laufe der Zeit vielleicht Rituale entwickelt haben, die für den einen sehr gut passen, dem anderen aber nicht so wirklich entsprechen?
Da passiert es schnell, dass Paare sich gegenseitig verletzen. Gerade weil Intimität ein sehr sensibler Bereich in unserem Leben ist, gehen diese Verletzungen tief und gefährden im schlimmsten Fall sogar eine Ehe. Letztlich hilft es nur, offen miteinander über die eigenen Bedürfnisse zu sprechen, auch wenn das anfangs möglicherweise mit Scham behaftet ist. Unter Umständen hilft es auch, sich kompetente Hilfe von außen zu suchen.
Für Singles, die Zärtlichkeit als Liebessprache haben, ist das eine besondere Herausforderung. Je nachdem, auf welchem Level du mit jemandem befreundet bist, bieten sich auch hier unterschiedliche Berührungen an: Die Hand auf die Schulter legen, kurz den Arm berühren, einen humorvollen Ellenbogenrempler geben oder auch fragen: Darf ich dich mal drücken?
Wenn ihr enger miteinander befreundet seid und die Situation es hergibt, kannst du bei Gelegenheit auch eine Schultermassage anbieten. Auch hier gilt: Du solltest die Grenzen des anderen unbedingt achten. Um diese herauszufinden, hilft es zu fragen, was dem anderen guttut, und was er als eher unangenehm empfindet.
Liebe verschenken und empfangen
Ich hoffe, du konntest viele Tipps mitnehmen, wie du Liebe ganz praktisch an deine Bekannten und Freunde, an deine Kinder, Eltern oder an deinen Partner verschenken kannst. Ich möchte dich auch ermutigen herauszufinden, was deine eigene Liebessprache ist, damit du anderen ebenfalls einen Tipp geben kannst, wie sie deinen Liebestank auffüllen können.
Wenn du mehr darüber wissen möchtest, wie man seine eigene Liebessprache oder die Liebessprache von einem anderen Menschen herausfinden kann, dann empfehle ich dir die Bücher von Gary Chapman. Er hat mittlerweile eine ganze Reihe Bücher zu den fünf Sprachen der Liebe herausgegeben, die sich jeweils an ein unterschiedliches Zielpublikum richten.
Ich möchte dir außerdem noch den zweiten Teil dieser Artikelreihe zu den fünf Sprachen der Liebe ans Herz legen (erscheint am 05.07.25). Darin geht es um die Frage, warum wir von Gott bedingungslos geliebt sind und wie er uns im Alltag in unserer ganz persönlichen Liebessprache anspricht.
Ich bin zutiefst überzeugt, dass Gottes Liebe die Quelle ist, die es uns überhaupt erst ermöglicht, den anderen auch dann noch zu lieben, wenn wir menschlich gesehen keine Motivation mehr dazu haben.
Hanna Willhelm
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Quelle: Liebe leben