Die Josia-Konferenz 2015 ist schon eine Weile vorbei und ich bin froh, dass ich wenigstens für ein paar Stunden am Samstag daran teilhaben durfte und dass fast alle Stühle in meinem Seminar („Schöpfung vs. Evolution – könnten Mose und Darwin Freunde sein?“) besetzt waren.
Für eineinhalb Stunden beschäftigten wir uns mit dem biblischen Schöpfungsbericht aus Genesis 1,1-2,3. Als ich nach dem Seminar im Auto saß, kam mir der Gedanke, dass ich zu wenig auf die Praxis, also das Gespräch mit Befürwortern der Evolutionstheorie, eingegangen bin. Im Folgenden möchte ich gerne etwas näher auf die Frage eingehen, wie wir auf kritische Anfragen reagieren können.
5 generelle Tipps
Sei respektvoll
Für ein apologetisches Gespräch gilt generell, dass wir unseren Gegenüber ernst nehmen. Wir müssen nicht seine Ansichten teilen, sollen aber dennoch freundlich und respektvoll im Umgangston sein. Es geht darum, den Menschen zu gewinnen und nicht um die Diskussion (vgl. Kol 4,6).
Nimm dir Zeit
Intensive Themen, wie die Frage nach der Schöpfung, lassen sich schlecht zwischen Tür und Angel besprechen. Es wird für beide Parteien fruchtbarer sein, wenn man sich genügend Zeit für ein Gespräch nimmt.
Meide Streit
Auch sollte unser Gesprächspartner echtes Interesse signalisieren. Eine Diskussion die von vornherein auf Streit aus ist, sollte erst gar nicht geführt werden. Wir sollen unsere Perlen nicht vor die Säue werfen (Mt 7,6) und dem Toren nicht in seiner Narrheit antworten (Spr 26,4).
Sei demütig
Wenn man über die Frage nach Schöpfung oder Evolution nachdenkt, kann man in ganz unterschiedliche Fachbereiche abgleiten wie Biologie, Geologie, Philosophie, Theologie und viele weitere mehr. Es kann mitunter sein, dass unser Gegenüber ein Experte auf einem dieser Gebiete ist. Wir sollten ehrlich zugeben, wenn wir Dinge nicht wissen und nicht krampfhaft versuchen, Wissen vorzugeben, was wir nicht besitzen. Wenn Du keine Argumente vorzuweisen hast, dann stelle kritische Rückfragen und erkläre, warum Du Mühe hast, einen bestimmten Sachverhalt zu akzeptieren.
Setze nicht auf Social-Media
Nach meiner Erfahrung bringen apologetische Gespräche via Facebook und Twitter nicht viel. Man kann vielleicht auf gute Literatur hinweisen, aber im Großen und Ganzen kenne ich meinen Gegenüber nicht und ein fruchtbarer Austausch verläuft sich meistens in den Weiten des World Wide Web. Das persönliche Gespräch ist immer vorzuziehen (sofern möglich).
Tipps zur inhaltlichen Vorgehensweise
Wie aber können wir inhaltlich vorgehen? Es gibt keine Pauschalantwort, da es mehrere Zugänge zu der Frage nach Schöpfung und Evolution gibt. Hier sind ein paar anregende Gedanken dazu.
1. Mein Gegenüber glaubt nicht an Gott
Wenn mein Gesprächspartner bekennender Atheist ist, stellt sich die Frage nach der Existenz Gottes mitunter überhaupt nicht. Die Evolutionstheorie macht Gott demnach überflüssig. Ein Argument könnte sein, dass Gott rein theoretisch die Evolution in Gang gesetzt haben könnte. Selbst wenn man von der Richtigkeit der Evolutionstheorie ausgeht, macht das Gott nicht automatisch überflüssig.
Eine weitere Stoßrichtung könnte die Frage nach der Ethik sein, die sich aus der Evolutionstheorie ergibt: Können wir tatsächlich von Dingen wie Menschenrechten sprechen, wenn man konsequent eine atheistische Evolution befürwortet?
2. Mein Gegenüber schätzt wissenschaftliche Erkenntnisse
Die Evolutionstheorie scheint im Gegensatz zum biblischen Schöpfungsglauben die Wissenschaft auf ihrer Seite zu haben. Zumindest gehen viele Zeitgenossen wie selbstverständlich davon aus. Wenn mein Gegenüber ein naturwissenschaftliches Interesse hat und ehrlich bereit ist, seine Meinung anhand von wissenschaftlichen Erkenntnissen zu revidieren, dann könnte ich ihn bitten, Untersuchungen zu prüfen, die seine Sichtweise in Zweifel ziehen (fairerweise sollten wir auch dazu bereit sein).
3. Mein Gegenüber tut sich mit dem biblischen Schöpfungsbericht schwer
Vielleicht traut mein Gegenüber nicht den naturwissenschaftlichen Aussagen (da diese nicht alle Fragen befriedigend beantworten können), hat aber auch seine Mühe mit dem biblischen Schöpfungsbericht (da dieser für Menschen des 21. Jahrhunderts schwer zugänglich ist).
So Jemandem kann der Zugang zur Bibel erleichtert werden, indem ich aufzeige, dass der Schöpfungsbericht nicht den Anspruch erhebt, ein wissenschaftliches Dokument (nach den Vorstellungen des 21. Jahrhunderts) zu sein, sondern vielmehr eine antike Kosmologie darstellt. Diese wiederum unterscheidet sich um Welten von den bekannten Schöpfungsmythen der damaligen Zeit und versteht sich durchaus als historische Geschichte, indem sie Gott den Retter als den Schöpfergott bezeugt. Nebenbei bemerkt ist der biblische Schöpfungsbericht weitaus nüchterner gehalten als vergleichbare Texte dieser Zeit, was uns den Zugang erleichtert.
4. Mein Gegenüber befürwortet eine theistische Evolution
Wenn mein Gegenüber der Meinung ist, dass Gott durch Evolution geschaffen hat, dann kann ich ihn auf die Problematik des Todes hinweisen. Wenn der Gott der Bibel durch Evolution geschaffen hat, dann gerät man schnell in Konflikt mit zahlreichen biblischen Aussagen, die den Tod als Feind und Ursache des Sündenfalls bezeichnen, eine Sichtweise, die nur schwer damit zu vereinbaren ist, dass der Tod Gott über Milliarden von Jahren als Instrument Seines Schöpfungswillen gedient haben soll, um hinterher für alle Ewigkeit beseitigt zu werden.
Des Weiteren könnte man naturwissenschaftliche Argumente einer theistischen Evolution entgegensetzen wie im Falle von Punkt 2 (siehe oben).
Dies ist nur ein kleiner Abriss. Über dieses Thema sind unzählige Bücher und Artikel geschrieben worden. Doch vielleicht helfen Dir diese Ausführungen erst einmal weiter.
Dieser Beitrag erschien zuerst auf josiablog.de und wurde uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt.