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Sonja Kilian möchte Gottes Liebe mit anderen Menschen teilen. Dabei hat sie entdeckt, dass es oft gar nicht so sehr auf ihre Worte ankommt.
Die schwache Beleuchtung, die zu einem unscheinbaren Haus am Waldrand führt, soll einladend wirken. Doch ich fühle an diesem Abend nur bedrückende Dunkelheit. Es ist das erste Mal, dass ich ein Bordell betrete, während meine Begleiterin langjährige Erfahrung hat. Sie engagiert sich für Hilfsprojekte im Rotlichtmilieu. Dabei möchte ich sie unterstützen. Meine Beweggründe: Ich will über meinen Tellerrand blicken und ich will so gern erleben, wie eine mutlose Frau neue Hoffnung schöpft.
Ein Leben, das Jesus widerspiegelt
Bereits als Teenager habe ich mir ausgemalt, wie ich jemandem von meinen Erfahrungen mit dem christlichen Glauben berichte und diese Person sich dann für ein Leben mit Jesus entscheidet. Mir schien es dabei vor allem auf die richtigen Worte anzukommen. Schließlich hat auch Jesus viel gepredigt. Doch inzwischen merke ich, dass es viele Wege gibt, um von Gott weiterzuerzählen.
Ich nehme mir vor, folgenden Rat zu beherzigen: Lehre nicht, sondern lebe!
Damit ist gemeint: Mein Leben kann manchmal mehr von Jesus erzählen als alle Worte. Da das eine das andere jedoch nicht ausschließt, will ich den Tipp etwas anders formulieren: „Wenn du jemandem Jesus zeigen willst, öffne dein Herz!“
Öffne dein Herz!
Diese Aufforderung ist eine Entlastung für mich. Das wurde mir zum Beispiel deutlich, als sich meine Familie mit einer afghanischen Familie angefreundet hat. Wir gaben ihnen eine Bibel, schauten gemeinsam einen Film über das Leben von Jesus und luden sie zu verschiedenen Veranstaltungen ein. Unsere afghanischen Bekannten hörten stets höflich zu und nahmen unsere Einladungen an.
Doch letztendlich war ich überrascht, womit wir bleibende Spuren bei ihnen hinterlassen haben. „Ihr seid so anders,“ wunderte sich die afghanische Mutter. „Bei euch gilt: Einmal Freund, immer Freund.“ Sie meinte damit unsere treue Freundschaft trotz so mancher Enttäuschung oder Meinungsverschiedenheit. Ich habe mein Herz für sie geöffnet und meine afghanische Freundin hat das gespürt.
Offene Türen
Eine ähnliche Erfahrung habe ich in den letzten Jahren mit unseren beiden Töchtern und deren Freundinnen gemacht. Jahrelang sind viele Kinder in unserem Haus ein- und ausgegangen. Sie haben bei uns gespielt, gebastelt und gegessen. Natürlich hätte ich all den kleinen Besuchern gern von Gott erzählt. Aber dazu gab es nicht immer die passende Gelegenheit.
Dennoch sind aus einigen von ihnen inzwischen leidenschaftliche Nachfolgerinnen von Jesus geworden! Sie sagen, sie hätten bei uns zuhause eine liebevolle Atmosphäre wahrgenommen und bei den frei gesprochenen Tischgebeten entdeckt, wie man mit Gott reden kann. Die Kinder wurden neugierig, haben von sich aus Fragen gestellt und haben nach und nach Jesus kennengelernt.
Es war eine langsame Entwicklung, keine spektakuläre Lebenswende. Ich begleite die Jugendlichen weiterhin. Jetzt auch immer mehr mit Worten in tiefgehenden Gesprächen.
Doch das Wichtigste bleibt: Die jungen Erwachsenen spüren, dass mein Herz für sie schlägt.
Herzenseinstellung
Ich kann meinen Glauben mit anderen teilen – egal, ob im persönlichen Gespräch oder in der Art und Weise, wie ich lebe. Letztlich kommt es dabei auf meine Herzenseinstellung an. Und das Beste: Gott hilft mir! Ich bitte ihn, dabei zu sein, wenn ich Menschen begegne. Er füllt dann mein Herz mit Liebe auf, bis sie aus mir heraussprudelt. „Denn wes das Herz voll ist, des geht der Mund über.“ So übersetzt Martin Luther Lukas 6,45. Oder anders formuliert: Was im Herzen eines Menschen ist, spiegelt sich in seinen Worten und Taten.
Sobald Gott mein Herz mit Liebe und Mitgefühl gefüllt hat, kann ich beherzt auf Menschen zugehen. Auch auf solche, die sonst oft übersehen werden. Ich erlebe, wie Gott mir dabei Mut und Entschlossenheit schenkt. Auf diese Weise ausgestattet, fasse ich mir ein Herz und gehe auf meine Mitmenschen zu – auch außerhalb meiner Komfortzone. Zum Beispiel im Rotlichtmilieu.
Von Herz zu Herz
Die Frauen dort spüren sofort, ob ich sie wirklich in mein Herz geschlossen habe. Darin sind sie Expertinnen. Wenn sie merken, dass ich ein weiches, weites Herz für sie habe und mich wirklich für sie interessiere, sind ehrliche Gespräche möglich und ich kann ihnen von der Hoffnung in Jesus erzählen. Ein liebendes Herz mit Jesus drin ist eben immer der beste Türöffner.
Sonja Kilian
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Quelle: Mit Herz und Hand