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Das höchste Gebot

erstellt am 07.04.2025 00:00:00

Ich hasse diese 30er-Zone. Seit Monaten passiere ich sie auf dem Weg zur Arbeit und stehe immer wieder neu vor der Frage, ob ich wie alle anderen 40 oder mehr fahre oder mich an die Geschwindigkeitsbegrenzung halte. Denn die Stelle, wo ich wegen „geänderter Fahrspur“ und „fehlenden Markierungen“ auf 30 runterbremsen soll, ist eine breite mehrspurige Straße ohne größeres Unfallrisiko. Tatsächlich bin ich das größte Unfallrisiko, wenn ich anders als alle anderen nur die vorgeschriebenen 30 Sachen fahre und so den Verkehr behindere.

Vielleicht kennst du das: Mitten auf einer offenen Landstraße taucht plötzlich ein 70er- oder gar 50er-Schild auf, das wenige Kilometer ohne Hindernis wieder aufgelöst wird. Oder in einer Baustelle überholt dich einer mit über 100 von rechts (!!!), weil du die vorgeschriebenen 80 fährst. Gerade im Straßenverkehr wird mir immer wieder neu bewusst, wie sinnlos manche Regeln im Alltag erscheinen und wie dreist sie demzufolge auch gebrochen werden.

Unverständliche Regeln werfen Fragen auf

Eins vorweg: Natürlich ist es sinnvoll, sich an Geschwindigkeitsbegrenzungen zu halten. Das rettet im Zweifelsfall Leben. Aber wenn ich im Bereich einer Schule auch nachts nur 30 fahren darf oder der LKW hinter mir, der viel mehr Gewicht zu stoppen hat, vor meinen 80 plötzlich scharf abbremsen muss, wird regelkonformes Verhalten schnell lästig – und manchmal sogar gefährlich.

Wie ist das also mit Regeln? Soll und muss ich mich immer an sie halten – gerade als Christin?

Oder gibt es hier einen gewissen Kulanzbereich, in dem ich selbst entscheiden darf? Und wie ist das, wenn sich Regeln dem gesunden Menschenverstand zu widersprechen scheinen, wie es manchmal im Straßenverkehr der Fall ist?

Die eine klare Richtschnur: Liebe Gott und deinen Nächsten

Hier hilft ein Bibelvers, der mir eine Schlüsselstelle zu sein scheint. Den solltest du dir in puncto Gesetze merken. Denn die Frage, die mich und vielleicht auch dich bewegt, bewegte auch schon die Menschen damals. Zu Jesus kam einmal ein Mann und stellte folgende Frage: „Meister, welches ist das höchste Gebot?“ (Matthäus 22,36).

Vermutlich ging es ihm wie mir. Er war ob der vielen einzuhaltenden Regeln verwirrt und überfordert. Seine Frage nach dem höchsten und damit wichtigsten Gebot ist auch eine Frage danach, welche Gebote er im Alltag auch mal vernachlässigen oder brechen darf.

Jesus antwortet hier sehr weise, indem er auf den Kern des Gesetzes statt auf einzelne Regeln verweist: „‚Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt.‘ Dies ist das höchste und erste Gebot. Das andere aber ist dem gleich: ‚Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.‘ In diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz und die Propheten“ (Matthäus 22,37-40).

Jesus macht deutlich: Jedes Gesetz und jede Regel in der Bibel hat zum Ziel, dass du Gott ehrst und deinen Mitmenschen mit Liebe und Respekt behandelst.

Wenn ich das als Maßstab für mein Handeln nehme, habe ich im Alltag eine klare und präzise Richtschnur für gutes Handeln, ohne biblische Gebote auswendig lernen zu müssen.

Nutze oder schade ich anderen?

Auch geben mir diese Worte Jesu eine Richtschnur für den Umgang mit staatlichen Gesetzen oder den Regeln anderer Autoritäten.

Wenn etwa durch mein zu schnelles Fahren potenziell ein Mensch zu Schaden kommen könnte, dann sollte ich mich besser an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten, ganz gleich, wie unsinnig mir diese erscheint. Gleichzeitig kann es in einer Gefahrensituation auch nötig werden, eine Geschwindigkeitsbegrenzung kurzzeitig zu übertreten, etwa bei sehr kurzen Auffahrten oder wenn bei Überholmanövern mein Hintermann deutlich zu schnell von hinten andonnert und ein Auffahrunfall droht.

Was im Straßenverkehr gilt, gilt auch anderswo. Ich kann mich bei jedem Gesetz und jeder Regel, der ich begegne, fragen: Tue ich anderen Menschen etwas Gutes, wenn ich mich daran halte?

Oder schade ich ihnen eventuell gar? Und ich kann mich auch fragen: Ehrt mein Verhalten Gott? Oder wirft es ein schlechtes Licht auf mich und Gott, wenn ich als Christ so handle, wie ich es tue?

Am Ende zählt anderes als Regelkonformität

So auf Regeln und Gebote zu schauen, weitet meinen Blick auf die Kategorien richtig und falsch. Gleichzeitig macht es das Leben aber auch anstrengender. Denn ich bin aufgefordert zu prüfen, wie ich mich zu Regeln und Autoritäten verhalte. Ich kann mich weder in der Rolle des Erbsenzählers einrichten, der blindlings Regeln befolgt, noch in der Rolle der frommen Rebellin, für die nur Gottes Weisungen zählen.

Am Ende meines Lebens wird Gott mich nicht fragen: Bist du in jeder 30-Zone 30 gefahren? Vielmehr wird er mich fragen: Hast du dein Leben mit einem liebevollen und aufmerksamen Blick für deine Mitmenschen gestaltet?

Und hier muss ich für mich zugeben: Ich halte mich zwar an die allermeisten Regeln, selbst an unsinnige 30er-Schilder, aber bei diesem elementaren Gebot habe ich noch ordentlich Aufholbedarf.

Wie sieht das bei dir aus? Und was könnte dir in deinem Alltag helfen, deinen Nächsten wieder neu in den Blick zu nehmen?

Rebecca Schneebeli


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Quelle: Das höchste Gebot

von youthweb

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