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Noch 3 Wochen bis Ostern. Da kommt es schon mal zu Stress und Streit über die Planung der Feiertage. Der eine möchte vielleicht am liebsten nichts tun, die andere freut sich hingegen auf viel Familienzeit – und das Eierfärben der Kinder sorgt auch für Trubel.
Bei der Fastenaktion der Evangelischen Kirche „Luft holen! 7 Wochen ohne Panik“ geht es in dieser Woche genau um solche Dinge. Unter dem Titel „Dicke Luft“ stehen ungelöste Konflikte im Fokus. Was man in puncto Streit und Konflikte von Jesus lernen kann, verrät Tanja Rinsland im Interview.
ERF: Bei der diesjährigen Fastenaktion geht es ja darum, Gelassenheit einzuüben. Das Wochenthema „Dicke Luft“ klingt aber gar nicht nach Gelassenheit, sondern nach noch mehr Stress!
Tanja Rinsland: Absolut. Und genau darum geht es: Wenn es etwas gibt, was für ordentlich Stress im Kopf sorgt, dann ist das dicke Luft – oder auch zwischenmenschliche Konflikte.
Streit um teures Öl
ERF: Welcher Bibeltext steht in dieser Woche im Fokus? Worum geht es da?
Tanja Rinsland: Wir sind ja in der Zeit kurz vor Ostern – und das Ereignis, um das es diesmal geht, passierte kurz vor der Gefangennahme Jesu, also genau im gleichen Zeitraum vor etwa 2 000 Jahren, in dem wir uns gerade auch befinden.
Jesus ist zum Abendessen eingeladen, als plötzlich eine Frau hereinkommt. Und sie tut etwas Überraschendes: Sie salbt Jesu Kopf mit sehr teurem, wertvollem Öl. Das war damals eine bekannte symbolhafte Handlung. Man machte das zum Beispiel, wenn ein König berufen wurde oder jemand in ein neues Amt im Tempel eingeführt wurde.
Ungewöhnlich ist allerdings, dass diese Frau das Ritual von sich aus macht, also nicht im Rahmen einer offiziellen Berufung. Entsprechend sorgt das für aufgebrachte Reaktionen.
ERF: Ich sehe schon: Es gab dicke Luft.
Tanja Rinsland: Genau. Einige, die die Frau beobachten, finden, dass sie Besseres mit dem teuren Öl hätte anstellen können. Zum Beispiel verkaufen und das Geld den Armen geben. Sie halten die Aktion für Verschwendung und fangen an, sie heftig dafür zu kritisieren.
Aber Jesus sieht das anders. Er hat verstanden, was die Frau damit ausdrücken wollte: Sie ehrt ihn als den Messias. Er mischt sich in den Konflikt ein und sagt: „Lasst sie in Ruhe. Warum bringt ihr sie in Verlegenheit? Sie hat mir doch etwas Gutes getan. Die Armen werdet ihr immer bei euch haben. Ihr könnt ihnen helfen, wann immer ihr wollt. Aber ich werde nicht mehr lange bei euch sein“ (Markus 14,6-7).
Vorbild Jesus: Konflikte direkt ansprechen
ERF: Jesus ergreift hier also klar Partei für die Frau – und zeigt dabei keine Angst, in den Konflikt einzusteigen. Wie ist deine Reaktion auf diese Bibelstelle?
Tanja Rinsland: An Jesus beeindruckt mich immer wieder seine Klarheit, mit der er Beziehungen gestaltet hat. Liebevoll, auf Augenhöhe, aber klar.
Ich selbst habe viel zu oft Angst davor, Konflikte klar zu benennen. Dann entsteht dicke Luft: Da steht was im Raum zwischen mir und einem anderen Menschen und belastet das Miteinander. Das auch offen anzusprechen, kann ich mir von Jesus abschauen.
ERF: Machen wir es konkret: Was möchtest du diese Woche in den Fokus nehmen?
Tanja Rinsland: Im Kalender zur Fastenaktion habe ich folgendes Zitat von Ernst R. Hauschka entdeckt: „Der Ärger ist als Gewitter, nicht als Dauerregen gedacht. Er soll die Luft reinigen und nicht die Ernte verderben.“
Ich will keine Angst mehr davor haben, Konflikte direkt anzusprechen. Denn es gilt: Je früher, desto besser.
ERF: Herzlichen Dank für das Interview.
Mirjam Langenbach
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Quelle: Gewitter reinigen die Luft