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„Versuch es doch mal mit Meditation!“ Diesen Tipp habe ich oft gehört, wenn ich von Stress und Schlafproblemen berichtete. Ich war skeptisch. Ich bin kein besonders mystischer Mensch und Ruhe fällt mir generell schwer. Dennoch merkte ich beim Ausprobieren: Nicht immer, aber manchmal hilft mir eine Meditation, um mein Stresslevel zu senken.
Vielen Menschen geht es zunächst ähnlich wie mir. Bei dem Vorschlag, das Meditieren auszuprobieren, reagieren sie zurückhaltend. Gerade im christlichen Umfeld wird auch oft die Frage laut: Meditation – ist das nicht etwas Esoterisches?
Woher kommt der Begriff Meditation?
Zunächst einmal eine kleine Erklärung dazu. Das Wort Meditation stammt ursprünglich aus dem Lateinischen und bedeutet schlicht „über etwas nachsinnen“. Das kann auch das Wort Gottes sein. Im Mittelalter war die „meditatio“ Teil der Lectio Divina, einer Praxis des kontemplativen Bibellesens. Ab dem 16. Jahrhundert fand das Wort Eingang in die deutsche Sprache.
Mit dem Aufkommen spiritueller Praktiken aus Fernost wurde Meditation im 20. Jahrhundert zu einem esoterischen Schlagwort, doch gibt es weiterhin auch christliche Formen der Meditation. Entscheidender als die Begrifflichkeit ist daher die geistliche Tradition und die Herzenshaltung, mit der du meditierst.
Tipps zum Start in die christliche Meditation
Doch wie gelingt das? Was hilft beim Start in die christliche Meditation? Das Buch „Jesus atmen“ des Theologen und Seelsorgers Dr. Stefan Kunz kann hier eine Hilfe sein. Kunz stellt darin zwölf verschiedene Arten der Meditation und Kontemplation vor, die für die unterschiedlichsten Persönlichkeitstypen Andockmöglichkeiten bieten. Außerdem richtet er seine Praxisimpulse klar auf die Begegnung mit Jesus aus. Wer es also mit Meditation versuchen will, findet hier viele wertvolle Anregungen.
Besonders wichtig erscheinen mir für „Meditations-Anfänger“ die fünf Dimensionen, die Kunz zu Anfang seines Buches als essenziell für eine gelingende Meditationserfahrung nennt. Dazu zählt er unter anderem Achtsamkeit und Gelassenheit. Er spricht hier von „Dimensionen“, aber letztlich handelt es sich um Einstellungen, die es gilt, in die Meditation mitzubringen, und die gleichzeitig durch Meditation gestärkt werden. Ich möchte sie dir hier im Einzelnen vorstellen.
1. Gelassenheit
Wenn du mit Meditation starten möchtest, ist Gelassenheit wichtig. Klar, du wirst dich vielleicht nicht direkt bei deiner ersten Meditation völlig entspannt fühlen. Schließlich ist die Erfahrung neu für dich. Und vielleicht bist du auch grundsätzlich kein tiefenentspannter Mensch und wünschst dir ja gerade, durch Meditation wieder mehr zur Ruhe zu kommen.
Dennoch ist das „Loslassen“ von Anspannungen – körperlichen wie seelischen – ein wichtiger Aspekt der Meditation. Du solltest zum einen bereit sein, dich in der kurzen Zeit deiner Meditation zu „erden“: Mach dir klar, dass Gott das Fundament deines Lebens ist, und richte dich auf ihn aus. Zum andern lass gezielt deine Sorgen und Gedanken sowie deine körperlich Anspannung los.
Vermutlich wird dir das nicht automatisch gelingen. Bei den ersten Meditationen kann es daher helfen, dich selbst immer wieder in Gedanken zur Ruhe einzuladen – und wenn es nur für diese kurzen Minuten ist. Je geübter du im Meditieren wirst, desto selbstverständlicher wird sich das Gefühl des gleichzeitigen „Geerdet- und Gelassen-Seins“ in dir einstellen. Im besten Fall kannst du diese Haltung dann auch mit in deinen Alltag nehmen.
2. Sich-Aufrichten
Die meisten Meditationen laden zu einer sitzenden, aber aufrechten Haltung ein. Das liegt nicht nur daran, dass du Rückenschmerzen bekommst, wenn du einige Minuten unbewegt mit krummen Rücken herumsitzt. Tatsächlich unterstützt eine aufrechte Körperhaltung die Körperwahrnehmung und damit auch bestimmte Meditationsformen.
Aber auch die anderen Formen der Meditation profitieren von einer aufrechten Haltung. Kunz verbindet sie in seinem Buch mit einem geradlinigen Lebensstil. Wenn du dich bewusst aufrichtest, erkennst du damit an, dass du ein wertvoller und von Gott geliebter Mensch bist.
Du musst dich nicht vor den Sorgen deines Lebens beugen. Du darfst aufrecht vor Gott stehen, sitzen und gehen. Und du kannst klar für das einstehen, was du denkst und glaubst.
Wo du das in der Meditation einübst, wird es dir auch im Leben leichter fallen, eine selbstbewusste, geradlinige und aufrichtige Haltung an den Tag zu legen. Ganz zu schweigen davon, dass regelmäßiges Meditieren mit geradem Rücken auch deine Körperspannung verbessern kann.
3. Achtsamkeit
Achtsamkeit ist zu einem Modewort verkommen und ich selbst muss oft ein Augenrollen unterdrücken, wenn mir jemand damit kommt. Aber das Prinzip dahinter ist gut und zutiefst biblisch: Achtsamkeit bedeutet, im Moment zu leben und mich selbst und meine Umwelt aufmerksam und vorurteilsfrei wahrzunehmen.
Bei der Achtsamkeit richtest du den Fokus ganz auf den aktuellen Augenblick und deine wertfreie Wahrnehmung dessen, was in dir und um dich passiert. Diese Haltung kann dir helfen, das Grundrauschen um dich herum auszuschalten und bewusst auf dich, deinen Körper, deine Gedanken, Wünsche und Gefühle zu schauen.
Was brauchst du jetzt? Was fühlst du gerade? Oft sind wir so im Trubel des Alltags gefangen, dass wir selbst diese einfachen Fragen nicht beantworten können.
Meditation kann dir hier helfen, dich neu mit deinen Empfindungen zu verbinden und gezielt wahrzunehmen, was du sonst eher übersiehst oder gar explizit verdrängst.
Dazu gehört bei einer christlichen Meditation auch, neben deine eigene Sicht auf die Dinge Gottes Sicht auf dich und dein Leben zu stellen. Was möchte Gott dir zusagen? Welchen Trost hat er für dich bereit? Wo ermahnt er dich? Christliche Achtsamkeit in der Meditation bedeutet, auch diese Bereiche anzuschauen.
4. Stillwerden
Meditation ist keine laute Tätigkeit. Das ist dir sicher klar. Stattdessen geht es bei ihr darum, dich mit voller Absicht der Stille auszusetzen, quasi in die Stille hineinzugehen. Das kann anfangs Angst machen. Denn je weniger Ablenkung und Zerstreuung du hast, desto lauter werden oft die eigenen Gedanken.
In der Stille kommen eventuell Gedanken in dir hoch, die du lieber verdrängt hättest. Oder deine To-Do-Liste fängt an durch deinen Kopf zu rauschen. Gerade Letzteres passiert auch mir immer wieder. Sich auf Meditation einzulassen erfordert zunächst einmal, dieses Grundrauschen auszuhalten, das plötzlich nicht mehr deine Außenwelt, sondern deine Innenwelt dir beschert.
Reagiere daher nicht mit Frust, wenn du bei den ersten Meditationen wenig zur Ruhe findest. Akzeptiere stattdessen das Grundrauschen deiner inneren unterdrückten Stimmen, lenke aber deine Aufmerksamkeit gleichzeitig immer wieder neu davon weg.
Lass die Gedanken vorbeiziehen und gehe ihnen nicht nach. Stattdessen gib die Dinge, die in dir hochkommen, an Gott ab.
Wenn du dies einübst, wirst du irgendwann erleben, dass deine eigenen Gedanken schweigen und du ruhig und leer wirst. In dieser Gedankenleere bitte Gott, dich mit seinen Gedanken und seiner Liebe neu zu füllen. Bedenke dabei: Gottes Gedanken über dich sind positiv, verurteilende Gedanken dagegen kommen meist aus dir selbst.
5. Auf-Gott-ausrichten
Dr. Stefan Kunz bezeichnet diesen fünften Punkt als „Empfänglichkeit für den Geist Jesu“, und tatsächlich hat dieser Part viel mit deiner Empfangsbereitschaft zu tun. Bist du offen, wirklich hinzuhören, was Gott dir sagen will? Befindest du dich ganz in seiner Gegenwart oder hängst du noch mit einem Fuß im Alltag fest?
Dieses Empfangen in der Stille gelingt dann, wenn deine Antennen auf Gott ausgerichtet sind – so wie bei einem Radio- oder Fernsehgerät. Und zwar am besten, bevor die Sendung beginnt. Wenn das der Fall ist, wird deine Meditation nicht nur zu einer Erfahrung, die dich entspannt, sondern auch zu einer Begegnung mit Jesus.
Eine Hilfe kann sein, vor oder zu Beginn der Meditation Jesus laut einzuladen. Oder du stellst dir vor, wie du innerlich zu ihm hingehst. In einer Audio-Meditation, die ich mir angehört habe, gebrauchte die Anleitende das Bild eines Fahrstuhls, mit dem ich zu Jesus fahre. Das empfand ich als sehr hilfreich. Aber egal, welche Form der Meditation du ausprobierst, sieh dies als Quality Time mit Jesus an.
Hast du Lust bekommen, verschiedene Formen der Meditation auszuprobieren? Du kannst dich im Buch „Jesus atmen“ tiefer ins Thema einlesen oder im Radiointerview „Aufatmen bei Gott“ mit Dr. Stefan Kunz mehr erfahren. Einige Ausschnitte aus dem Buch findest du auch in unserer ERF Plus Reihe Lesezeichen.
Rebecca Schneebeli
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Quelle: Stillwerden vor Gott