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Weihnachten feiern mit KI

erstellt am 14.12.2024 00:00:00

Weihnachtsgeschichten bestechen oft durch Besinnlichkeit. Häufig spielen sie im heimischen Umfeld und erzählen von traditionellen Weihnachtsbräuchen. Thematisch ganz anders kommt Titus Müllers neue Weihnachtserzählung „Das verborgene Weihnachtskind“ daher. Sie spielt 200 Jahre in der Zukunft und beschreibt Heiligabend in einem vollausgestatteten Hochhaus mit KI.

Ute Heuser-Ludwig hat mit ihm darüber gesprochen, wie er als Autor auf die Idee zu dieser Geschichte gekommen ist und wie für ihn selbst Weihnachten aussieht.
 

ERF: Deine Weihnachtserzählung spielt in der Zukunft. In dieser neuen Welt gehört künstliche Intelligenz zum Alltag. Es gibt intelligente Taxis und künstliche Bäume, die für gute Luft sorgen. Auch das Hochhaus, in dem deine Geschichte spielt, ist voller KI. Was hat dich daran gereizt, dich in einer Erzählung mit künstlicher Intelligenz zu beschäftigen?

Titus Müller: Eigentlich ist es ja mein Genre, historische Stoffe zu bearbeiten und zu gucken: Wie hat man früher gelebt? Diesmal stattdessen zu überlegen, wie wir in der Zukunft leben könnten, hat mir großen Spaß gemacht. Und es hat mir geholfen, auch unser Jetzt mit neuen Augen zu sehen. Ich beschreibe ja Entwicklungen, die heute schon anfangen.

Wenn ich probeweise mit einer KI rede, also einen Prompt erstelle und mir ihre Antworten durchlese, fange ich nach ein paar Minuten unweigerlich an zu glauben, mit einem Lebewesen zu kommunizieren. Dabei ist das völliger Quatsch.

Aber ich habe den Eindruck, als wäre da wirklich jemand, mit dem ich spreche. Und in meiner Geschichte ist die Entwicklung noch weiter fortgeschritten. Die KI merkt sich alles, was die Person mal gesagt hat, und geht auf sie ein. Sie kann ein Kind trösten und mit einem Erwachsenen sinnvolle Gespräche führen.

Ich denke praktisch das, was wir heute schon haben, weiter und frage mich: Was würde dann passieren?

Würden die echten Freundschaften zwischen uns Menschen leiden? Würde man aber auch Vorteile haben, weil man gut umsorgt ist, weniger arbeiten muss und einen behüteten Alltag hat? Wo liegen die Vor- und Nachteile?

KI – tolle Umsorgung und totale Überwachung?

ERF: Neben der KI gibt es die Hauptfiguren: Einmal eine junge Frau, Junika, die in ihren Nachbarn Andri verliebt ist. Er ist ein alleinerziehender Vater und hat eine fünfjährige Tochter namens Coralie. Und dann gibt es noch den alten Herrn Wolff, der gerne in Gemeinschaft Weihnachten feiern möchte. Hast du unter diesen Figuren eine Lieblingsfigur?

Titus Müller: Ich mag den alten Herrn Wolff. Natürlich, weil er Bücher liebt, obwohl Bücher in meiner Geschichte völlig aus der Mode gekommen sind. Junika besucht ihn einmal und staunt über die Bücherregale und sagt: Aber wenn Sie etwas suchen, müssen Sie ja das ganze Buch lesen! Und er antwortet: Das ist ja das Schöne.

Herr Wolff vermisst es, dass die Menschen vom Leben herausgefordert und auch mal hinterfragt werden und man ihnen nicht immer nur das liefert, was sie sowieso schon denken und wollen. Das gefällt mir an ihm. Er ist überzeugt davon, dass es uns guttut, auch mal gefordert zu werden, auch ein bisschen Reibung im Leben zu haben. Es hat mir Spaß gemacht, die Diskussion zwischen ihm und Junika zu schreiben.
 

ERF: Wärst du selbst gerne ein Bewohner dieser zukünftigen Welt, die du dir da vorgestellt hast? Was davon würde dir gefallen und was vielleicht eher nicht?

Titus Müller: Gefallen würde mir, wenn mich eine KI genauso toll umsorgen würde wie Athena im Buch die Hausbewohner. Gleichzeitig würde mich stören, dass immer jemand zuhört.

Ich bin in der DDR aufgewachsen und habe als Kind erlebt, wie es im Telefon knackte, und dann immer das Gefühl gehabt: Jemand hat sich zugeschaltet. Wir lebten in Berlin-Marzahn in einem Hochhaus. Wenn wir die Wohnungstür aufgemacht haben und ins Treppenhaus traten, haben wir manchmal das Gespräch abgebrochen, weil wir nicht wussten, bei wem steht die Tür auf, wer hört, was wir jetzt sagen, und könnte uns irgendwie verpfeifen.

Man musste immer überlegen: Wer hört gerade zu? Das mag ich nicht.

Weihnachten ist, wenn die Augen meiner Kinder leuchten

ERF: Deine Geschichte spielt an Heiligabend. Was gehört für dich privat zum Weihnachtsfest unbedingt dazu?

Titus Müller: Meine Frau würde jetzt lachen. Ich liebe Süßigkeiten, vor allem Lebkuchen und Printen. Sie sieht das natürlich kritisch, dass ich so viele Weihnachtssüßigkeiten esse. Und für mich gehört dazu, dass die Augen unserer Kinder leuchten, wenn sie ihre Geschenke auspacken. Die Stimmung ist dann besonders schön.

Wir werden als Familie zum Gottesdienst gehen an Heiligabend, und ich werde es dankbar in mich einsinken lassen, dass wir das allergrößte Geschenk – Jesus – gekriegt haben und das mit unseren kleinen Geschenken nur nachahmen.

ERF: Vielen Dank für das Gespräch!

„Das verborgene Weihnachtskind“ jetzt in der Audiothek oder heute (14.12.2014) um 15 und 22 Uhr im Lesezeichen auf ERF Plus anhören.
 

Ute Heuser-Ludwig


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Quelle: Weihnachten feiern mit KI

von youthweb

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