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Eine überraschende Weigerung – das Leben Moses

erstellt am 05.08.2015 18:00:12

Über Mose sind verschiedene Filme produziert worden, zuletzt „Exodus: Götter und Könige“ (2014). Drehbuch und Bilder stimmen nur sehr beschränkt mit dem Bericht der Bibel überein.

Im Gegensatz dazu ist das ergänzende innerbiblische Zeugnis über Mose sehr interessant. Denn wir wollen uns in diesem Artikel mit seiner ersten Lebensphase befassen, zu der uns im zweiten Buch Mose kaum Hinweise vorliegen. Der Schreiber des Hebräerbriefes fügt einige interessante Details an. Er lässt uns nämlich einen Blick in das Innere des 40-jährigen Mannes werfen.

Wir beschäftigen uns zunächst mit dem Glauben seiner Eltern, der sich am Anfang seines Lebens als wegweisend erwies. Später zeigte sich derselbe Glaube bei Mose, als er sich gegen die Laufbahn am Hof des Pharao wandte und auf die Seite seines unterdrückten Volkes schlug.

Der Glaube der Eltern

Die Geburt des Gottesmannes war mit einer großen Herausforderung verbunden. Der Pharao hatte den Befehl erlassen, alle neugeborenen männlichen Babys in den Nil werfen zu lassen.

Durch Glauben wurde Mose nach seiner Geburt von seinen Eltern drei Monate lang verborgen gehalten, weil sie sahen, dass er ein schönes Kind war; und sie fürchteten das Gebot des Königs nicht. (Hebräer 11,23)

Wie reagierten Vater und Mutter – die Mehrzahlform verdeutlicht, dass beide Elternteile zusammen handelten – auf den drohenden Tod ihres Neugeborenen? Zuerst verbargen sie es drei Monate. Als sie das Kind nicht länger verstecken konnten, legten sie es in einem Körbchen auf den Fluss. Weshalb ergaben sie sich nicht einfach der Situation?

Der Glaube trieb sie dazu an. Ich stimme den Auslegern zu: Für diese mutige Handlung musste der Blick der Eltern auf den Befreier gerichtet sein, der Israel verheißen worden war. Schon Abraham war angekündigt worden, dass das Volk nicht für immer in Ägypten bleiben würde (1Mose 15,13). Wahrscheinlich gehörten Moses‘ Eltern zu denen, die in ihrer Not zum Gott ihrer Väter schrien (vgl. 2Mose 2,24).

Die Eltern von Mose sahen, dass er ein schönes Baby war. Ging es da um die äußere Erscheinung? Wohl nicht nur. Dass Mose ein besonderes Kind war, mussten sie bereits geahnt haben. Wer hätte aber gedacht, dass auf diesem Gesicht einmal die Herrlichkeit des Herrn leuchten würde (2Mose 34,29)?!

Die Hilfe kam prompt, und zwar von unerwarteter Seite. Die Tochter von Pharao adoptierte den kleinen hebräischen Jungen. Der jüdische Geschichtsschreiber Josephus meinte gar zu wissen, dass sie selbst keinen Sohn gehabt habe.

Als das Kind groß geworden war, da brachte sie es der Tochter des Pharao, und es wurde ihr Sohn, und sie gab ihm den Namen Mose. Denn sie sprach: Ich habe ihn aus dem Wasser gezogen. (2. Mose 2,10)

Gott benutzte nicht nur ausgerechnet das direkte Umfeld des Widersachers, um Mose am Leben zu erhalten. Er ließ dem Jungen eine erstklassige Ausbildung zukommen, die er für seine spätere Aufgabe – Führung eines großen Volkes und Verschriftlichung der Mosebücher – benötigte. Stephanus berichtet im Rückblick:

Als er aber ausgesetzt wurde, nahm ihn die Tochter des Pharao zu sich und erzog ihn als ihren Sohn. Und Mose wurde in aller Weisheit der Ägypter unterrichtet und war mächtig in Worten und in Werken. (Apostelgeschichte 7,21+22)

Halten wir hier kurz inne. Auch heute sucht der Widersacher Gottes die Menschen unter seiner Knechtschaft zu halten. Wie im Leben von Mose braucht der allmächtige Gott Eltern, um Kinder seinem Zugriff zu entziehen. Befreiung und Bewahrung der Kinder sind nicht im Verfügungsbereich der Eltern, sondern ein unverdienter Akt Gottes. In diesem Sinne haben sich gerade Kinder aus christlichen Elternhäusern die Frage zu stellen: Bin ich ein aus dem Wasser Gezogener? Konkret: Bin ich schon an dem Punkt gestanden, an dem ich meine aussichtlose Lage erkannt habe? Oder bin ich noch dabei, ein „anständiges Leben“ aus der eigenen Kraft heraus zu leben?

Die überraschende Weigerung

Nicht nur den Eltern schenkte Gott Glauben. Er erwies sich vier Jahrzehnte später bei Mose. Dies kam bei einem entscheidenden Entschluss zum Vorschein.

Durch Glauben weigerte sich Mose, als er groß geworden war, ein Sohn der Tochter des Pharao zu heißen. (Hebräer 11,24)

Das war wirklich eine völlig unerwartete Wendung des Lebens: Der Prinz verweigert seine Adoption! Die ägyptische Akademie hatte er ohne Widerstand durchlaufen und war „mächtig in Worten und Werken“ geworden. Jetzt war der Zeitpunkt in seinem Leben bekommen, um Klarheit zu schaffen. Der Grund: Sein Glaube. Was ist Glaube? Es ist das Leben im vollen Vertrauen auf die nicht sichtbaren Verheißungen Gottes (Hebr 11,1). Für Glaube reichen gute Vorsätze nicht aus, ebenso wenig ein „gutes Leben“ oder einschneidende Verhaltensänderungen. Wille, Gefühle und Verstand sind durch die Sünde beeinträchtigt und entstellt. Kein Mensch kann durch eigenes Bemühen Gott gefallen (Röm 8,7). Es braucht die neue Geburt von oben.

Ich kann garantieren: Wem Gott den Glauben geschenkt hat, von dem wird es Entschlüsse fordern, vorgebahnte Wege abzulehnen. Solche Entscheidungen wollen wohl bedacht sein. Mose wusste abzuwägen. Habe ich schon einen solchen Entschluss gefällt? Oder zögere ich ihn hinaus?

Der unverständliche Tausch

Lernen wir jetzt die drei Kriterien kennen, die Mose in dieser Weichenstellung bestärkten.

Er zog es vor, mit dem Volk Gottes Bedrängnis zu erleiden, anstatt den vergänglichen Genuß der Sünde zu haben, da er die Schmach des Christus für größeren Reichtum hielt als die Schätze, die in Ägypten waren… (Hebräer 11,25-26)

  • Er wusste zwischen kurzfristigen, das Diesseits betreffende, und langfristigen, ewigen Zielen zu unterscheiden.
  • Er wusste um seine Zugehörigkeit: Er gehörte zum Volk Gottes, nicht zum Volk des Landes.
  • Er wusste um den wahren Schatz: Christus war ihm unvergleichlich wertvoller als der Reichtum Ägyptens.

Ich habe kürzlich ein Buch gelesen, das Lebensgeschichten von verfolgten Christen im Nahen Osten festhält.[1] Wie kommt es, dass ein frisch zu Jesus Geführter nicht nur seinen Besitz, sondern auch seine Familie, seine Sicherheit, seine Gesundheit und sein Leben aufs Spiel setzt, um … einige Kisten Bibeln vor einer Moschee in Mossul zu verteilen? Es kann nur einen Grund dafür geben: Es muss etwas Besseres geben als Familie, Sicherheit, Gesundheit und Leben! Der unerschrockene Zeuge war der tiefen Überzeugung, dass in Christus alle Schätze der Weisheit verborgen sind (Kolosser 2,3). Er glaubte daran, dass die Leiden der Jetztzeit es nicht wert sind verglichen zu werden mit der zukünftigen Herrlichkeit (Römer 8,18).

Lieben wir nicht darum unsere Umgebung, weil wir diese drei Kriterien nicht genügend bedenken? Wir planen mit Diesseits-Perspektive; wir lieben es, wenn wir als einer von ihnen durchgehen; wir sind angezogen von den Schätzen Ägyptens.

Die lange Perspektive

Nochmals: Um die Frage, was in unserem Leben wirklich zieht, beantworten zu können, müssen wir – im Bild gesprochen – aus dem Wasser der Sünde gezogen worden sein. Ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen. (Hebräer 11,6)

Eric Liddell, ein schottischer Kurzstreckenläufer, ist dafür ein leuchtendes Vorbild. Der schottische Rekordhalter war 1924 im Aufgebot der britischen Nationalmannschaft, um in der 100-Meter-Disziplin eine Medaille zu holen.[2] Da sein Lauf am Sonntag startete, weigerte er sich anzutreten und ging stattdessen zum Gottesdienst. Das trug ihm von der Öffentlichkeit herbe Kritik ein. Dies kümmerte den Athleten wenig. Was bewegte ihn zu diesem Entschluss? Er sah nicht auf die Medaille, sondern auf die ewige Belohnung. Mose tat es ihm gleich.

… denn er sah die Belohnung an. (Hebräer 11,26b)

Calvin schreibt in seiner Auslegung zu diesen Versen: „Wir sollten das als tödliches Gift erachten, was wir ohne Christus genießen können.“ Mose wusste:

  1. Das Vergnügen geht schnell vorbei.
  2. Es ist Genuss der Sünde.

So zog er das Leid mit Gottes Volk vor. Uns wird es nicht anders gehen. Wer zu Christus steht, dem wird ein rauer Wind entgegen wehen (siehe 1Thess 3,3; 2Tim 3,12). Doch: „Das Schlimmste des Glaubens sticht das Beste der Welt aus.“ (Matthew Henry)

Mose sah auf die ewige Belohnung. Später sollte sich zeigen, wie weitreichende Konsequenzen seine Entscheidung hatte.

Fazit

Wer die Ewigkeit ins Blickfeld bekommt, handelt heute anders. Wer weiß, dass er zu Gottes Volk gehört, nimmt Nachteile in Kauf. Wer Christus als größten Schatz entdeckt hat, den locken die Schätze Ägyptens nicht länger.


[1] Greg Webster. Tom Doyle. Im Angesicht des Todes: Der Mut verfolgter Christen im Nahen Osten. Brunnen: Giessen/Basel, 2015.

[2] Janet Benge. Geoff Benge. Eric Liddell: Mehr als olympisches Gold. CLV: Bielefeld, 2014. Einen Tag später trat der Athlet für den 400 m-Lauf, der nicht seine Distanz war, an. Er gewann. Starke Leseempfehlung!

Dieser Beitrag erschien zuerst auf josiablog.de und wurde uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

von User305229

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